Vor 20 Jahren wurde Autotune erfunden, eine automatische Tonhöhenkorrektur. Seitdem nutzen es quasi alle, auch die besten Musiker. Berühmt geworden ist es aber durch eine eigentlich falsche Anwendung.

Als Andy Hildebrand diese kleine Software Autotune schrieb, also die automatische Tonhöhenkorrektur, dachte er wohl nicht daran, dass sie zu einem der wichtigsten Effekte der Popmusik werden sollte. Autotune, richtig eingesetzt, ist für den normalen Musikhörer nicht wahrnehmbar - die Technik sorgt lediglich dafür, dass manche gesungene Stellen sauberer klingen.

Wird der Effekt übertrieben, klingt es so wie das Lied "Believe" von Cher - das ist der erste große Autotune-Hit, weshalb Autotune auch der "Cher-Effekt" genannt wird. Der Einfluss ist sehr deutlich hörbar: Die Stimme klingt halb nach Mensch, halb nach Computer.

Geschichte der Zweckentfremdung

Autotune ist damit auch eine Geschichte der Zweckentfremdung. Denn nicht nur Cher, viele andere Musiker haben den Effekt übertrieben eingesetzt - so, dass er sehr deutlich hörbar wurde.

Vor allem aber, weil Autotune auch sehr effizient das eigentlich beabsichtigte Ziel erfüllt, hat sich die Technik kurz nach Entwicklung schnell verbreitet: Sie korrigiert leichte Ungenauigkeiten beim Singen, bringt Stellen eines Songs genauer auf den Punkt, lässt präziser die Note treffen.

"Ich glaube, Adele könnte das alles auch ohne Autotune singen."
Albert Gabriel, Musikproduzent

Der US-Amerikanische DJ und Autor Jace Clayton ("Uproot: Travels in 21st-Century Music and Digital Culture") sagt: Fast jeder Song, den man heute im Radio hört, wurde mit Autotune bearbeitet. Selbst Größen wie Taylor Swift nutzen es. So würden im Studio leicht ungenaue Stellen nicht noch einmal eingesungen, wenn Autotune es richten kann.

Der Kölner Produzent Albert Gabriel vermutet, dass auch bei Songs von sehr guten Sängerinnen wie Adele Autotune zum Einsatz kommt, sagt aber auch: "Ich glaube, Adele könnte das alles auch ohne Autotune richtig singen. Aber mit werden manche stellen noch deutlicher, landen noch genauer auf der Note." So ließen sich leichte Schwenker in der Stimme nicht verhindern. Autotune kann das ausbügeln und alles noch perfekter klingen lassen.

Shownotes
Automatische Tonhöhenkorrektur
20 Jahre Autotune - der Cher-Effekt
vom 26. Februar 2017
Moderator: 
Markus Dichmann
Autorin: 
Ina Plodroch