DRadio-Wissen-Reporterin Kathrin Sielker hat ihre Oma im Emsland gefragt, wie sich dort Einwanderer und Einheimische nach dem Zweiten Weltkrieg begegnet sind. Die Großmutter hatte damals als Teenie mitbekommen, wie knapp zwölf Millionen Menschen nach Deutschland gekommen sind - unter anderem aus den ehemaligen Ostgebieten.

Kathrins Oma ist mittlerweile 84 und erzählt, dass nach dem Krieg viele fremde Menschen in das Dorf kamen, in dem sie bis heute lebt. Es kamen nach 1945 neben Menschen aus den Ostgebieten auch Soldaten, Ausgebombte aus Großstädten wie Hamburg und Ausgehungerte aus dem Ruhrpott. Kathrins Großmutter erinnert sich noch gut an Familie May, die 1943 im Emsland ankam, weil der Sohn dort Pastor war. Die Schwester des Pastors hatte zwei Töchter, eine von ihnen wurde während der Flucht in einer Notunterkunft geboren - Irmgard. Mit ihr war die Oma befreundet.

"Wir sind ja zusammen groß geworden. Wir waren ja zusammen in der Schule nachher und mussten zum Unterricht. Wir haben alles gemeinschaftlich gemacht."
Großmutter von Kathrin Sielker

In dem 700-Seelen-Dorf waren aber auch andere Menschen untergebracht. Ein Gefangenenlager für Kleinkriminelle gab es da zum Beispiel für Leute, die illegal geschlachtet oder Schnaps gebrannt hatten. Und es gab noch eine Art Zeltlager für Soldaten - viele von ihnen waren Geflüchtete aus der russischen Besatzungszone, die tagsüber bei den Bauern arbeiteten. Also viele Fremde auf einmal in dem kleinen Dorf, aber damals war es Pflicht, Flüchtlinge bei sich aufzunehmen. Kathrins Oma erzählt:

"Das war hier überall. Wo ein bisschen Platz war, da kamen welche hin. Das gab's gar nicht 'Wir nehmen keinen', also dann durften die wirklich kein Platz haben."
Großmutter von Kathrin Sielker

Eure Geschichten!

Was kommt euch in den Kopf, wenn ihr diese Geschichte vom Ankommen in Deutschland hört? Wir wollen das wissen! Wir wollen, dass ihr zu eurer Oma fahrt, zu eurem Opa, zur der Tante oder dass ihr zu euren Nachbarn und Freunden geht und mit ihnen über ihre Geschichten vom Ankommen sprecht.

"Wir sind dann mal da" heißt unser DRadio-Wissen-Interview-Aufruf an euch. An Weihnachten wollen wir einen Zusammenschnitt mit euren Geschichten senden. Und das können alle möglichen Perspektiven auf das Ankommen in Deutschland sein.

Ob eure Interviewpartner selbst Einwanderer sind oder ob sie Einwanderung miterlebt haben, das ist dabei völlig egal. Und auch, wann das war. Wir suchen Geschichten von Flüchtlingen, Vertriebenen, von Neuankömmlingen, von Menschen, die ihre Heimat verlassen haben, mit der Hoffnung, einen besseren Ort zum leben zu finden.

Wir erzählen Eure Geschichten

Habt ihr etwas erlebt, was unbedingt erzählt werden sollte? Dann schreibt uns! Storys für die Einhundert sollten eine spannende Protagonistin oder einen spannenden Protagonisten, Wendepunkte sowie ein unvorhergesehenes Ende haben. Im besten Fall lernen wir dadurch etwas über uns und die Welt, in der wir leben.

Wir freuen uns über eure Mails an einhundert@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Eure Geschichten vom Ankommen
"Wo ein bisschen Platz war, da kamen welche hin"
vom 11. November 2015
Autorin: 
Kathrin Sielker