Die Berlinale zeigt schon seit einiger Zeit nicht nur Filme. Serien werden ein immer größeres und wichtigeres Thema. Auch auf den gerade laufenden, 67. Internationalen Filmfestspielen von Berlin, wird wieder Nachschub für den Small Screen gezeigt und DRadioWissen-Film- und Serienexperte Tom Westerholt hat sie gesehen.

Da ist zum einen "SS GB", eine britische Thrillerserie, die in den 40er Jahren spielt. Allerdings nicht in den 40ern, wie wir sie kennen, sondern in einer Kriegszeit, in der die Nazis die berühmte Luftschlacht um England nicht verloren, sondern gewonnen haben. Großbritannien ist also zur Zeit der Serie von den Nazis besetzt. Im Gegensatz zu ähnlichen Szenarien, die es schon gibt, spielt das Ganze nicht Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg. In "SS GB" befinden wir uns noch unmittelbar im Krieg, den die Nazis nicht gewonnen haben: Sie haben England vorerst nur besetzt. Hochspannend, was Tom bisher gesehen hat, gerade durch diese extrem instabile Situation. Lars Eidinger spielt einen der Besatzer, Sam Riley einen Detektiv von Scotland Yard. Fünf Folgen gibt es bisher. Sie laufen ab Sonntag in der BBC und kommen leider vermutlich nicht vor Herbst zu uns nach Deutschland.

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Auf der Berlinale wurde außerdem die ZDF-Serie "Der gleiche Himmel" vorgestellt, wobei es hier eher um eine Mini-Serie geht, wie die Amerikaner sagen würden, im deutschen TV-Sprech eher ein Dreiteiler. Auch "Der gleiche Himmel" hat Tom begeistert. Tom Schilling spielt einen jungen Stasiagenten, der über die Grenze nach West-Berlin geschickt werden soll, um dort für die DDR zu spionieren. Aber nicht irgendeinen Stasispitzel, sondern einen, mit einem ganz besonderen Job. Und genau das hat den Hauptdarsteller auch besonders gereizt, hat er Tom erzählt:

"Die Rolle! Ich spiele ja einen Romeo-Agenten, einen Profi in Sachen Frauenverführung. Das hab ich einfach noch nie gemacht und das fand ich hochspannend!"
Tom Schilling über seine Rolle in "Der gleiche Himmel"

Diese Romeo-Agenten hat es wirklich gegeben. Sie wurden mit speziellen Verführungstricks von der Stasi genau darauf gedrillt, Frauen zu verführen, die zum Beispiel irgendwo in Westministerien gearbeitet haben, um ihnen nach dem Sex Job-Geheimnisse zu entlocken. Ben Becker spielt den Chef von Tom Schilling und natürlich läuft bei dem geplanten Einsatz einiges schief und der junge Stasi-Romeo bringt nicht nur sich, sondern auch andere, inklusive seiner Familie in Gefahr. Der Dreiteiler läuft am 27., 29. und 30. März im ZDF.

Und dann ist da noch "4 Blocks" - die Serie, die Tom beim Sichten der ersten Folge echt weggehauen hat: weil sie so spannend gemacht ist. Es geht um die kriminellen Brennpunkte in Berlin-Neukölln und um libanesische Großfamilien, die dort alles kontrollieren. Regisseur und Autoren der Serie haben dafür mit Kida Ramadan einen Schauspieler verpflichtet, der in Neuköln lebt und die Leute kennt, um die es in der Serie geht. Und der sagt: Regisseur Marvin Kren und seine Leute hätten da im Vorfeld einen echt guten Job gemacht:

"Also die Bücher waren schon sehr gut recherchiert. Dann hab ich noch meine eine oder andere Erfahrung mit rein gebracht und mit Marvin drüber geredet, was er da noch verändern kann."
Kida Ramadan über die Arbeit an "4 Blocks"

Kida spielt in "4 Blocks" quasi den Paten, den Kiezkönig, der vor allem mit Drogengeschäften Neuköllns Unterwelt regiert. Und dann haben die Macher ihm aber nicht nur tolle, andere Schauspieler wie Frederick Lau zur Seite gestellt, sondern auch echte Berliner Kiezgrößen, also Leute, die in Neuköln leben und die Szene wirklich kennen. Zum Beispiel Veysel Gelin, er stand noch nie vorher vor einer Kamera und macht das wirklich gut, sagt Tom Westerholt.

"Es war aufregend auf jeden Fall, es war Neuland. Und mein Bruder Kida und mein Bruder Freddie, der hat mir auf jeden Fall geholfen, bei gewissen Sachen, die ich beachten musste. Pausen, deutlich sprechen, so Kleinigkeiten eben, die es ausmachen."
Veysel Gelin über sein Schauspieldebüt bei "4 Blocks"

Eine Idee, die absolut funktioniert, so unser Filmexperte: Schauspieler und echte Neuköllner Szenetypen, die gemeinsam vor der Kamera stehen. Die erste Folge verspricht eine sehr spannende deutsche Mafiaserie. Produziert für den Pay-TV-Sender TNT und da wird die erste Staffel mit sechs Folgen ab dem 8. Mai zu sehen sein.

Shownotes
Filmfestspiele
Die Serien-Kracher der Berlinale
vom 17. Februar 2017
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Tom Westerholt