Drohnen haben derzeit keinen besonders guten Ruf: Bei uns nerven sie Anwohner und Piloten von Flugzeugen, in anderen Regionen werfen sie Bomben auf vermeintliche Terroristen und sorgen für viele tote Zivilisten. Jetzt ist das kalifornische Start-up Zipline angetreten, den Ruf der Drohnen zu verbessern. Denn die Drohnen von Zipline wollen statt Bomben Blutkonserven und Medikamente abwerfen.

Derzeit testet die Firma Zipline ihre Drohnen noch auf dem platten Land in Kalifornien. Dort übt die Firma, Lieferungen von Blutplasma präzise per Drohne abzuwerfen. Wenn die Tests erfolgreich verlaufen, sollen die Drohnen gegen Ende des Jahres von Zipline nach Ruanda verlegt werden. 15 Stück sollen an einem zentralen Ort stationiert werden und pro Tag um die 150 Lieferungen an 21 medizinische Versorgungsstationen im Westen des Landes mit Blut und anderen medizinischen Gütern beliefern. Für die Ärzte und Schwestern in Ruandas abgelegenen Gebieten soll es genau so einfach sein, neues Blutplasma zu bestellen, wie wenn wir eine Pizza ordern, hat Keller Rinaudo von Zipline der Wired erzählt.

Lowtec statt Hightec

Zipline hat bewusst einen Lowtech-Ansatz mit Flügeln gewählt, weil diese Drohnen weniger wetteranfällig sind als Quadrokopter. Die Drohnen von Zipline werden über eine primitiv aussehende Abschussrampe mithilfe eines Gummibandes gestartet. Der Abwurf der Medikamente erfolgt an Fallschirmen aus Wachspapier - eine kluge Idee, weil technisch komplexe Geräte in Afrika auf dem platten Land meist niemand reparieren kann. Die Fallschirme sind sehr simpel und werden für gerade mal 50 Cent hergestellt.

"Jeder Arzt, jede Krankenschwester kann per SMS eine Bestellung abschicken und wenn wir die Bestellung erhalten, können wir die Medikamente in eine Drohne stecken und per Abschussrampe starten."
Keller Rinaudo von Zipline

Ruanda haben sich die Entwickler ausgesucht, weil es eine liberale Drohnenpolitik verfolgt und Technik gegenüber sehr aufgeschlossen ist. Wenn alles klappt, könnte so vielleicht mit Blutkonserven die Zahl der Frauen, die wegen Blutverlust bei der Geburt sterben, verringert werden. Der Grund: Gerade in ländlichen Regionen mit unzuverlässiger Stromzufuhr ist es sehr schwierig, Blutkonserven zu lagern und über die schlechten Straßen dauert es zu lange, Nachschub heranzuschaffen. Keller Rinaudo glaubt, dass ein Transport per Drohne nicht teurer als auf dem Motorrad ist - dafür aber viel schneller. Fast 100 km/h sollen die Drohnen zurücklegen.

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Nicht das einzige spannende Projekt, bei dem bald Hilfe aus der Luft nahen könnte. Google will mit dem Project Wing Hilfe bei Unglücken anliefern und die Bill and Melinda Gates Foundation setzt auf Impfstoffe per Drohne.

Shownotes
Drohnen in Ruanda
Blutkonserven statt Bomben
vom 10. Mai 2016
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartnerin: 
Martina Schulte