Bei jedem von uns ist irgendwann der Akku komplett leer. Das Dogma für gelungene Erholung lautet dann: Fahr raus in die Natur! Doch es gibt viele Menschen, bei denen ist genau das Gegenteil die richtige Entspannungsmethode.

Schalt doch mal ab und fahr raus aufs Land, setz dich ans Meer oder geh wandern in den Bergen. Ruhe, Natur - das sind die Tipps die wir immer bekommen, wenn es darum geht, mal richtig zu entspannen und die Seele baumeln zu lassen. Es gilt heutzutage als offenes Geheimnis, dass alle, also wirklich alle, davon überzeugt sind, in der Ruhe und Abgeschiedenheit der Natur maximal entspannen zu können.

Art der Entspannung hängt von unserem Charakter ab

Dabei gibt es aber auch Menschen, bei denen ist genau das Gegenteil die bessere Entspannungsmethode. Gerade dann, wenn es um sie herum ordentlich brodelt, verpuffen Stress und Abgeschlagenheit wie von alleine: Bei einem Städtetrip zum Beispiel. Dass hat gerade eine aktuelle Studie aus den USA herausgefunden. Unsere Autorin Julia Möckl wollte herausfinden, warum das so ist und hat die Studienergebnisse auf der Straße auf Herz und Nieren geprüft.

"Ich brauch irgendwie schon irgendwas Aktives. So n bisschen Gewusel um mich rum.“
Umfrage, DRadio Wissen

Stadtlärm kann entspannend sein

Auch die Psychologin Yvonne Keßel sagt, dass es für jeden von uns ein optimales Erregungsniveau gibt. Manche brauchen eben viele äußere Anreize, um ihr optimales Erregungsniveau aufrechtzuerhalten, sich wohlzufühlen und richtig zu entspannen.

"Menschen, die viele Reize brauchen, sind die, die sich auch in der Stadt oder im Trubel wohler fühlen und da tatsächlich auch Entspannen können.“
Psychologin Yvonne Keßel

Wie diese Entspannungstypen sonst noch ticken, haben sich die Forscher der Studie auch noch angesehen. Fazit: Das sind eher ein bisschen neurotische Typen. Klingt vielleicht etwas gemein, ist laut Psychologin Keßel aber nur eine Bezeichnung für Menschen, die sich von ihrer Veranlagung her viele Gedanken machen, etwas ängstlicher und sehr empfänglich für äußere Reize sind.

"Wenn ich jemand bin, der mehr Anreize braucht, um sich wohlzufühlen kann ich auch in der Natur spannendere Dinge unternehmen, wie Raften gehen oder klettern und mich dabei sehr sehr wohl fühlen.“
Psychologin Yvonne Keßel

Außerdem können sie mit dem Alleinsein nicht sonderlich gut umgehen und fühlen sich schneller einsam als andere. Da kann ein falsch geplanter Aufenthalt in der ruhigen Natur eher kontraproduktiv sein.

Deswegen sollte jeder für sich herausfinden, in welchen Situationen er sich wohlfühlt - allein im Wald oder doch mehr beim Shoppen in der Innenstadt. Und für alle, die diese Frage geklärt haben, ist am Ende nur noch wichtig, was sie machen und nicht, wo sie dabei sind.

Shownotes
Entspannungskultur
Runterkommen in der Stadt
vom 07. Juni 2016
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Autorin: 
Julia Möckl