In Feuerland wollen die Behörden 100.000 Biber töten. Unterstützt werden sie dabei ausgerechnet von Artenschützern. Die nordamerikanische Biberpopulation wurde vor 70 Jahren von Menschenhand in den Wäldern Patagoniens ausgesetzt. Dort zerstören sie den Wald, indem sie ihn unterwasser setzen, zernagen und seine Ureinwohner fressen.

Zehn auf die Biberjagd spezialisierte Trapper sind auf dem Weg nach Feuerland in Patagonien am Südzipfel von Südamerika, um dort Jagd auf die Biber zu machen. Sie haben vor Fallen aufzustellen, die die Biber anlocken, um sie dann mit einem Schlag auf den Kopf zu töten. Das martialische Vorhaben der argentinischen Behörden wurde von der Uno abgesegnet und wird von Umweltschützern sogar begrüßt.

Das klingt zunächst grausam, hat aber triftige Gründe: Die Nager zerstören das Ökosystem, in dem sie eigentlich keinen Platz darin haben: In den 40er Jahren brachten die Menschen die Biber ins Land in der Hoffnung, dass sie den Wald verbessern würden und nebenbei ein paar hübsche Felle für die Pelzindustrie abwerfen.

Biber in Feuerland: Blöde Idee

Naturschützer stellen heute fest: Das war keine gute Idee. Die Baumarten in Feuerland kommen nicht in den sumpfigen Böden zurecht, die durch die Biberdämme entstehen. Die Nager fällen in wenigen Stunden bis zu 150 Jahre alte Bäume. Das sind Bäume die es - anders als die Bäume in Nordamerika - nicht mehr schaffen, neue Wurzeln auszutreiben.

Abgestorbene Bäume stehen in einem von einem Biber aufgestauten Teich auf Feuerland.
© dpa/ Jan Woitas
Viele Bäume in Feuerland sterben ab, weil durch die Biberdämme Teiche entstehen, die den Boden aufschwemmen.

Die deplatzierten Biber haben zudem keine natürlichen Feinde in Feuerland. In ihrer ökologischen Heimat werden sie von Kojoten, Wölfe und Pumas gejagt und getötet - auf Feuerland können sie ungestört den Wald platt machen. Auch seltene Insektenarten sterben aufgrund der Biber aus. Darum unterstützen Artenschützer den Biber-Massenmord: Es sei wichtiger das Ökosystem wieder zu reparieren, sagt auch Moritz Klose vom WWF.

"Uns als Artenschützer, ist der Schutz der biologischen Vielfalt wichtig. Nicht einzelne Arten stehen im Vordergrund, sondern ganze Ökosysteme und Lebensräume. Manchmal ist es in der Tat der Fall, dass der der Schutz der ein oder anderen Art geht zu Lasten einer anderen geht."
Moritz Klose, WWF

Schuld an dem Debakel in Feuerland hat der Mensch, der die Biber ausgesetzt hat, wo sie nicht hingehören - der Leidtragende ist nun der Biber. Auf die Frage, wieso man die Natur die Situation nicht selber regeln lässt, entgegnet der Artenschützer, dass der Mensch in diesem Fall dafür verantwortlich ist, die Folgen seines Eingreifens zu tragen.

Das gelte auch, wenn putzige Biber zugunsten seltener Insekten beseitigt werden müssen, denn um Niedlichkeit geht es hier nicht.

Shownotes
Niedlich hin oder her
Bibertöten für den Naturschutz
vom 17. November 2016
Moderator: 
Christian Schmitt
Gesprächsparnter: 
Moritz Klose, WWF