Irgendwie ist er ja auch ganz rührend. Dieser Bond, James. Seit dem Kalten Krieg bestellt er immer und immer wieder seinen Martini. Und hat dann fast nie die Zeit, ihn zu trinken. Weil er mindestens mal wieder die Welt retten muss. Unser Reporter Stephan Beuting hingegen hat alle Zeit der Welt und ist der Physik des gerührten Martinis auf den Grund gegangen.

Wodka Martini, das sind 4 cl Gin, 1 cl Wodka, ein paar Tropfen Wermuth. Meistens wird das Getränk gerührt, nicht geschüttelt. Warum das so ist? Erklärt Metin Tolan, Professor für Experimentalphysik in Dortmund. Er hat die Physik von James Bond untersucht.

"Wenn Sie ein Gemisch aus großen und kleinen Teilchen schütteln, dann gibt es den sogenannten Paranuss-Effekt in der Physik. Wie durch ein Wunder gehen die großen Teilchen an die Oberfläche und die kleinen Teilchen gehen nach unten. Bond macht das, weil er sich den Geschmack nach oben schütteln lassen will."

Allerdings: wenn der Martini aus dem Shaker ins Glas kommt, ist der Geschmack ja wieder unten. Ein anderer Erklärungsansatz, könnte sein, dass beim Schütteln der Wodka Martini viel intensiver mit dem Eis in Kontakt kommt. "Mit dem Ergebnis, der geschüttelte Wodka Martini ist viel kälter, als der gerührte." Es könnte aber auch ganz anders sein. Lebensmittelchemiker Guido Ritter erklärt es so:

"Die Aromen des Getränks werden beim Schütteln besser aufgeschlossen. Sie verbinden die Aromen aus dem Alkohol anders, als wenn Sie nur rühren. Weil die Aromen eine größere Oberfläche bekommen und anders an die Nase gelangen."

Auch das ist schwierig, denn der Martini wird mit dem Eis soweit runtergekühlt, dass sich die Aromen kaum entfalten können. Es könnte aber auch an den Luftbläschen liegen. Denn so können die Aromen im Mund viel besser an die Geruchs- und Geschmacksknospen dran kommen.

Allerdings: beide Effekte sind von kurzfristiger Natur. Der geschüttelte ist Sekunden nach dem Einschenken intensiver und als nächstes schal, schneller als der gerührte. Und die milchige Eintrübung ist auch nach wenigen Augenblicken weg.

Who cares?

Vielleicht gibt es keinen Unterschied. Vielleicht doch. Vielleicht aber hatte James Bond einfach nie die Zeit, sich diese Gedanken zu machen.

Shownotes
Bond-Martini
Erschüttelte Erkenntnisse
vom 08. Juni 2014
Moderation: 
Ralph Günther
Autor: 
Stephan Beuting