Ja ja, man müsste mal. Man müsste mal dem ganzen Konsum den Rücken kehren. Man müsste sich mal aus den Zwängen des Arbeitslebens befreien. Man müsste sich einfach mal Zeit nehmen für die wirklich wichtigen Dinge. Müsste man? Dann macht's doch! Aber was passiert wirklich, wenn wir dem Hamsterrad den Rücken kehren?

Dass wir unseren Planeten mit unserem Lebensstil ziemlich überfordern, ist uns klar. Und dass die Arbeitswelt, wie sie sich bis heute entwickelt hat, nicht gerade durchweg menschenfreundlich und sozial daher kommt, wissen wir auch. Deswegen haben nachhaltige Utopien Konjunktur: Vorstellungen von Gesellschaften, die nichts wegwerfen zum Beispiel, die möglichst wenig Ressourcen verwenden oder in denen alle das gleiche verdienen, unabhängig davon was, wie viel und ob sie arbeiten.

"Wir wissen, dass wir an einen Widerspruch in der Geschichte angekommen sind: Unser ökonomisches System braucht die Perspektive des Wachstums, unsere ökologische Welt ist aber begrenzt."
Greta Taubert, Journalistin

Aber funktioniert das? Die Journalistin Greta Taubert wollte das ausprobieren, für sich ganz persönlich. Und so hat sie ein Experiment gewagt: Sie hat aufgehört, sich auf Konsum zu verlassen, und hat versucht, sich unabhängig zu machen. Sie hat ihr Essen selbst angebaut und gejagt, und sie hat sich, was sie zum Leben braucht, aus dem Abfall besorgt.

"Der entscheidende Hebel, um Utopien ein Stück weit zu leben, zu verstehen und auszuprobieren liegt bei unserem Umgang mit Zeit."
Greta Taubert, Journalistin

Dabei hat sie eine Menge gelernt - nicht zuletzt, dass man Zeit braucht, um utopische Ideen im realen Leben zu versuchen. Also hat sie dann einen zweiten Selbstversuch gemacht: Sie sicherte sich ein Grundeinkommen ohne arbeiten zu müssen und versuchte, sich ein Jahr lang aus dem ganzen Arbeitsalltag und Zeitdruck rauszunehmen. Einfach mal nichts tun müssen.

"Wenn wir uns in Zukunft der Frage stellen müssen, dass wir unseren materiellen Wachstum nicht dauerhaft steigern können, dann brauchen wir einen neuen Wohlstandsindikator. Und warum sollte das nicht Zeit sein?"
Greta Taubert, Journalistin

Wie Greta Taubert ihre Utopien gelebt hat, erzählt sie in ihrem Vortrag "Der Traum ist aus. Warum ich Utopien selbst ausprobiere“, den sie am 7. Oktober 2016 im Rahmen der Tagung "Utopisch Dystopisch“ der Stiftung Universität Hildesheim gehalten hat.

Mehr zum Thema:

Shownotes
Zeitwohlstand
Utopien im Selbstversuch
vom 11. Dezember 2016
Moderatorin: 
Katrin Ohlendorf
Vortragende: 
Greta Taubert, Journalistin