Was haben Karneval, Après-Ski, Volksfeste, Schlagerpartys gemeinsam? Wir finden die Lieder oft mega peinlich und trotzdem singen viele von uns lauthals mit. Warum machen wir das eigentlich? Und warum können wir uns dem so schwer entziehen?

Es ist Rosenmontag und in vielen Städten wird heute wieder gegrölt und gesungen, was die Stimmbänder hergeben. Anke van de Weyer hat sich auf die Suche nach dem Reiz von Karnevalssongs, Schlagern, Après-Ski und Trashhits begeben, die eigentlich voll peinlich sind, aber denen viele von uns dann irgendwie doch nicht entziehen können.

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

Ankes Erkenntnis: "Viele von diesen Songs kann man total gut mitsingen. Wir kennen die seit Ewigkeiten, der Text ist supereinfach zu merken - auch nach 720 Bier noch. Und die Melodie ist supereingängig."

Was will man an Karneval oder beim Feiern? Man will raus aus dem Alltag, will nicht mehr an die doofen Kollegen denken, oder um welchen Scheiß man sich noch kümmern muss.“
Anke van de Weyer, DRadio Wissen

Kasalla ist eine noch recht junge Kölner Band. Optisch könnten die Jungs auch als Germanistikstudenten durchgehen. Sie singen: "Alle Gläser huh“ - übersetzt: "hoch die Tassen". "Scheiß drauf´, was morgen ist, jetzt wird gelebt." "Realitätsflucht“ at it's best", sagt Anke. Allerdings trinken Kasalla nicht ohne Grund, sondern "auf die Liebe und das Leben, auf die Freiheit und den Tod“. Auf die Liebe trinken, kitschiger geht es kaum, sagt Anke, aber:

"Wenn man aber in der richtigen Stimmung ist, glücksbesoffen, oder einfach nur so besoffen, und sich alle in den Armen liegen, dann denkt man vielleicht einfach nur: Ja! Genauso und nicht anders ist es. Dann traut man sich das plötzlich."
Anke van de Weyer, DRadio Wissen

Kasalla trinken aber auch auf den Tod und auf die, die im Himmel sind. Auf den ersten Blick mag das gar nicht so zur Party passen, doch Sentimentalität und Traurigkeit stecken in vielen Karnevalssongs und Schlagern. Auch die Kölner Gruppe Brings besingen in ihrem Hit "Superjeile Zick" (Supergeile Zeit) eine vergangene Zeit, die wir gar nicht mehr haben. Das alles aber ist schnell vergessen, sagt Anke, wenn wir mit Freunden feiern:

"Dann ist das alles egal, weil, dann sind diese guten Zeiten für einen Moment wieder da. Viele Songs spielen mit dieser Rührseligkeit, die packen nach den ganz tiefen Gefühlen, die man dann gar nicht wirklich steuern kann“
Anke van de Weyer, DRadio Wissen

Dass es aber auch andersherum funktioniert, zeigt zum Beispiel der Handball-WM-Hit "Wenn nicht jetzt, wann dann?" von den Höhnern. Darin steckt Lebensfreude pur und das Gefühl: Wir schaffen alles, wenn wir nur wollen. Und ehe man sich versieht, so Anke, reißen wir die Hände zum Himmel und glauben daran.

"Was alle diese Songs gemeinsam haben ist, da wird keiner außen vorgelassen. Die Songs wollen und werden niemals cool oder elitär werden. Jeder kann mitmachen, jeder darf dabei sein, wenn er möchte."
Anke van de Weyer, DRadio Wissen

Und das ist vielleicht auch ein Grund, warum auf vielen Partys ab einem bestimmten Zeitpunkt Trashsongs so gut laufen. Zum Beispiel "I Wan't It That Way" von den Backstreet Boys. "Das kennt jeder von früher, das hat jeder früher geliebt. Und da muss man dann nicht mehr darüber nachdenken, ob man jetzt gerade cool oder uncool ist", so Anke.

Shownotes
Karnevals- und Schlagersongs
Schalalala, Schaa-Lalalala!
vom 27. Februar 2017
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Anke van de Weyer