Nudging heißt: Jemanden schubsen. Und zwar in eine bestimmte Richtung. Heute versteht man unter dem Begriff Nudging das sanfte Erziehen der Menschen zu einem vermeintlich besseren Verhalten. Das macht die Sache ziemlich politisch und kann missbraucht werden.

Wir Menschen sind bequem, unser Kopf macht auch gerne mal Pause und wir schalten den Geist ab. Stehen wir dann vor einer Entscheidung und müssen zwischen A oder B wählen, gehen wir gerne den bequemen Weg. "Genau das benutzt man, um uns dorthin zu bringen, wo wir eigentlich sein sollten", erklärt der Bildungsforscher Gerd Gigerenzer. Die Kernidee vom Nudging ist also Paternalismus: Man schützt uns - aber man schützt uns vor uns selbst.

Menschen müssen nicht kompetent werden

Dieses Drängen in eine bestimmte, erwünschte Richtung hat aber auch einen Nachteil, meint Gerd Gigerenzer: "Die Alternative zum Nudging hat wenig Chancen." Und die Alternative sei: Menschen kompetent zu machen. So dass sie selbst entscheiden können, was gut und richtig für sie ist. "Beim Nudging sind sie anschließend so klug wie vorher."

"Beim Nudging ist der Bürger immer abhängig vom Nudger, zum Beispiel vom Staat. Ändert sich die Regierung, geht die Richtung des Nudgings in eine andere."

Der Bildungsforscher Gigerenzer ist grundsätzlich gegen das Nudging: "Man versucht Personen in eine bestimmte Richtung zu bringen, indem man ihre eigene Inkompetenz dazu benutzt." Sein Vorschlag für kompetente Bürger: Bildung und Information.

Shownotes
Nudging
"Man schützt uns vor uns selbst"
vom 21. Januar 2015
Interview: 
Armin Himmelrath
Gesprächspartner: 
Gerd Gigerenzer, Bildungsforscher