Adblocker sind megapraktisch: keine nervigen Werbevideos, keine penetrant blinkenden Werbebanner. Für viele Webseiten sind Adblocker aber eine Katastrophe. Wo keine Werbung angezeigt wird, wird auch kein Geld verdient. Darum legt sich der Axel-Springer-Verlag jetzt mit Usern von Adblockern an: Wer die benutzt, kann auf Bild.de keine Artikel mehr lesen.

Damit schlägt bild.de den gleichen Weg ein, wie die Washington Post in den USA. Rund 20 Prozent aller Page Impressions in Deutschland verursachen User, die einen Adblocker installiert haben. Der Axel-Springer-Verlag hält das Geschäftsmodell der Adblocker für rechtswidrig: Für die User sind Adblocker kostenlos. Allerdings bieten Firmen wie Eyeo, die Adblocker verkaufen, Nachrichtenportalen an, dass diese sich freikaufen. Dann erscheint auf diesen Seiten die Werbung trotz Adblocker. Springer und Co. halten das ein erpresserisches Geschäftsmodell.

Schutzgeld für Banneranzeigen?

Die Adblockbetreiber kontern: 90 Prozent der Unternehmen, die auf der Whitelist stehen, hätte diesen Status umsonst erhalten. Nur die reichen Unternehmen müssen dafür zahlen. Einer Studie von Adobe und PageFair zufolge sollen sich die globalen Einbußen der Medienhäuser durch Adblocker 2015 auf rund 21,8 Milliarden US-Dollar Einbußen summieren - und im kommenden Jahr sogar auf das Doppelte.

Wie lässt sich Journalismus im Netz finanzieren?

Die Verlage haben Angst, dass sie ihre Inhalte nicht mehr finanzieren können, wenn User die Adblocker benutzen. Dabei gehen nicht alle Verlage so rabiat dagegen vor: Pro Sieben/Sat1 hat es vor dem Landgericht München mit einer Klage gegen Urheber- und Kartellgesetze versucht. Axel Springer ist vor das Landgericht Köln gezogen. Beide Klagen waren bislang erfolglos. Die Verlage sitzen in dieser Situation alle in einem Boot - angetrieben von der Angst, dass sich Journalismus im Netz bald nicht mehr finanzieren lässt.

Auf faz.net bietet der Online-Chef die User darum, die Adblocker-App zu deaktivieren. Bild.de bietet außerdem ein neues Abo an: Wer jeden Monat 2,99 Euro bezahlt bekommt weniger Werbung zu sehen.

  • Kurz und Heute
  • Moderator: Till Haase
  • Gesprächspartner: Andreas Noll, DRadio Wissen