Wir wissen genau, dass es falsch ist, wenn vor unseren Augen einfach jemand seinen Müll fallen lässt, aber wir sagen nichts - aus Angst vor Vergeltung.

Mit dieser Feststellung hat sich die Kölner Wissenschaftlerin Bettina Rockenbach beschäftigt. In Ihrer Studie, die sie gemeinsam mit Loukas Balafoutas von der Universität Innsbruck und Nikos Nikiforakis von New York University Abu Dhabi durchgeführt und bei Nature Communications veröffentlicht hat, kommt die Verhaltensökonomin zu dem Ergebnis, egal ob jemand viel oder wenig Müll auf der Straße oder im Park wegwerfen, wir unternehmen nichts. Auch wenn wir durchaus dafür sind, dass dieser Regelverstoß bestraft wird.

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

Bettina Rockenbach vermutet, dass wir Angst vor der Gegenreaktion des Rüpels haben, nachdem wir ihn gerügt haben, und zwar abgestuft nach der Größe des Regelverstoßes: Viel Müll - heftige Gegenreaktion, wenig Müll - kleinere Gegenreaktion. Damit legt die Studie nahe, dass die soziale Selbstregulation Grenzen hat: Solange das Fehlverhalten sich in einem bestimmten Rahmen bewegt, weisen wir eher einander darauf hin. Je extremer das Fehlverhalten ist, desto mehr brauchen wir Instanzen, die uns die Rüge abnehmen wie Polizei, Behörden oder Sicherheitspersonal.

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

So weit die Studie. Ist das so?, hat sich unser Reporter Johannes Döbbelt gefragt und ist zu einem eigenen Experiment aufgebrochen - bewaffnet mit einem leeren Kaffeebecher. Damit hat er sich vorm Hauptgebäude der Uni Köln platziert. Zwischendurch, wenn jemand in seiner Nähe war, hat Johannes einfach mal den Kaffeebecher fallen lassen. Meist blieb jegliche Reaktion aus. Aber Johannes wollte auch wissen warum:

"Ich habe mich kurz gefragt, ob ich dich daraufhin weisen soll oder eben nicht. Hab ich dann aber nicht gemacht, weil ich dachte: Oh, keine Lust auf Stress gerade."
Studentin

Gerade mal 15 Prozent der Passanten reagierten in der Studie der Uni Köln auf weggeworfenen Müll. Und auch Johannes hat die Erfahrung gemacht, dass während seines Experiments an der Uni nur ein einziger ihn auf den weggeworfenen Kaffeebecher hingewiesen hat: Hendrik! Der Held! Was er dachte in dem Moment: "Ist der bekloppt? Weil es einfach unnötig ist, wenn da links zehn Meter weiter ein Mülleimer ist und auch zehn Meter weiter rechts."

Mehr über die Studie der Uni Köln:

Shownotes
Angst vor Müll-Rüpeln
Warum wir nicht den Mund aufmachen
vom 05. November 2016
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Autor: 
Johannes Döbbelt