Ihr sitzt im Auto, da meldet sich das Navi: "Achtung, da vorne ist ein Stau. Fahr' doch besser diese Alternativroute." Eigentlich ein guter Plan, tatsächlich kann das alles nur noch schlimmer machen.

Hören wir jetzt auf unser Navigationsgerät oder lieber nicht? Keine einfache Frage, denn es ist immer vom eigentlich Stau abhängig, ob der Navi-Ratschlag gut oder doch eher für die Tonne ist. Wenn ein Überlastungsstau droht und einfach zu viele Autos auf der selben Strecke in die selbe Richtung unterwegs sind, dann ist es besser die Autobahn zu verlassen. Wenn dieser Stau länger als zehn Kilometer ist, habt ihr gute Chancen, schneller an euer Ziel zu kommen.

Nicht blind aufs Navi verlassen

Anders ist das natürlich bei Unfällen. "Wenn es Unfälle vielleicht sogar mit Vollsperrungen gibt, da hat man das keine Wahl mehr", sagt der Stauforscher Michael Schreckenberg von der Universität Duisburg-Essen. Das sollte aber immer nur eine Notfalllösung sein: In der Regel hat das Verkehrsnetz jenseits der Autobahn eine so viel schlechtere Kapazität, dass man dort noch viel länger steht und durch Kreuzungen und Ampeln viel mehr Zeit verliert.

"Stop and Go ist nervig, aber am Ende kommt man so doch besser durch den Stau, als sich auf die Alternativroute zu verlassen."
Michael Schreckenberg, Stauforscher

Jedes System hat seine Vor- und Nachteile. "Eigentlich sollten es die Navigationsgeräte berücksichtigen, dass man abseits der Autobahn eventuell noch länger steht", sagt Schreckenberg. Allerdings arbeiten die Navis oft mit veralteten Daten und die Verkehrslage kann sich teilweise sehr schnell ändern. Dann weicht ihr einem Stau aus, den es schon gar nicht mehr gibt. Oder landet in einem neuen Stau, der erst durch die Navis entstanden ist.

Eine Karte im Auto ist auch nicht verkehrt

Was bleibt, ist der psychologische Effekt: Wenn man durch die Gegend fährt und den Fuß auf dem Gas haben kann, nimmt man die Zeit viel angenehmer wahr. Der Tipp vom Stauforscher: Schaut euch vor der Fahrt die Alternativrouten an. Denn: "Wer sich nur auf sein Navi verlässt, kann am Ende komplett verlassen sein."

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Shownotes
Go Navi Go
Der große Navi-Stau
vom 01. Juli 2015
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Michael Schreckenberg, Stauforscher