Bei manchen Inhalten im Netz sind die Länder-Grenzen noch nicht offen. EU-Kommissar Andrus Ansip will dieses "Geoblocking" abschaffen. Ein schweres Unterfangen...

"Man kann sich zum Beispiel ein Musikvideo eines britischen Künstlers in Deutschland nicht angucken, obwohl der Künstler das Video vielleicht sogar selbst hochgeladen hat."
Konstantin Zurawski, DRadio Wissen Netzautor

Gestern vor 20 Jahren sind die Schengener Abkommen in Kraft getreten. Seitdem können wir von Deutschland ohne Passkontrolle zum Beispiel nach Frankreich oder Belgien fahren. Ganz anders läuft das bei manchen Inhalten im Netz, da sind die Grenzen noch nicht offen. Bei Youtube heißt es dann:

"Dieses Video ist in deinem Land nicht verfügbar."

Der EU-Kommissar für den digitalen Binnenmarkt, Andrus Ansip, will dieses "Geoblocking" abschaffen. Wird aber sehr schwierig, weil da so viele Parteien beteiligt sind - da geht es um Senderechte, Urheberrecht und um viel Geld. Youtube und die deutsche Gema können sich nicht einigen, hat uns Netzautor Konstantin Zurawski erklärt.

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"Wenn EU-Kommissar Ansip das Geoblocking abschaffen will, dann muss er eigentlich den Streit zwischen Youtube und der Gema lösen. Und den gibt es jetzt schon ein paar Jahre."
Konstantin Zurawski, DRadio Wissen Netzautor

Wenn die ARD zum Beispiel Fußball überträgt oder die Olympiade, dann hat sie in der Regel nur die Senderechte für Deutschland. Uefa und Fifa wollen natürlich von jedem Land extra für die Senderechte bezahlt werden. Die ARD kann den Fußball dann also nicht im Internet streamen, weil das ja weltweit verfügbar ist. Oder sie muss eben das Geoblocking einsetzen. Der Computer in England oder in Frankreich erkennt damit, dass er nicht in Deutschland steht - und blockt die Inhalte der ARD.

Sport, Spielfilme, Apps...

Bei Spielfilmen haben die Sender manchmal für die Filmmusik nur die Rechte für bestimmte Sendegebiete. Im Ausland dürfen die Filme dann eben auch nicht gezeigt werden. Oder Apps: Manchmal kann man schon gekaufteApps nicht nochmal herunterladen, wenn man zum Beispiel von England nach Deutschland umgezogen ist.

​Wer würde vom Wegfall des Geoblockings profitieren?

  • wir Verbraucher
  • der ein oder andere Künstler, der weltweit gesehen werden will, aber nicht kann
  • je nach Sichtweise auch die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, die ihr Programm auch im Ausland verbreiten können
  • manche Unternehmen, Netflix zum Beispiel: Reed Hastings, der Chef des Film-Streaming-Dienstleisters, hat gesagt, man solle das Geoblocking auf der ganzen Welt abschaffen
Shownotes
Netzpolitik
Das Ende des Geoblocking?
vom 27. März 2015
Moderation: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Konstantin Zurawski