O2 can do. Zum Beispiel Leute ewig in der Hotline-Warteschleife sitzen lassen. Oder E-Plus aufkaufen. Die große Frage ist: Kann O2 auch Bank? Der Mobilfunkanbieter steigt ins Bankgeschäft ein. Allein die Handy-Nummer soll reichen, um Geld zu überweisen.

Aber lohnt es sich allein deswegen, die eigene Stammbank zu verlassen? Es kommt drauf an, worauf der Kunde sonst so schaut, sagt Finanzexperte Jörg Brunsmann.

Mit Filialen in der Nähe zum Beispiel könnten inzwischen ja sowieso immer weniger Banken punkten. Gerade kam ja erst die Nachricht, dass die Deutsche Bank viele weitere Filialen schließen wird. Wenn ihr also persönliche Beratung vor Ort wollt, dann ist O2 bestimmt nicht die erste Wahl. Auch mit hohen Zinsen kann im Moment keine Bank punkten.

"O2 benutzt eine andere Währung: das Datenvolumen."
Jörg Brunsmann, Finanzexperte

Es gibt drei verschiedene Angebote – je nachdem, wie viel Umsatz ihr im Monat über das O2-Konto und die damit verbundene Bankkarte macht.

Verlockung: Mobiles Surfen

  • "Gold"-Stufe: Ihr müsst mindestens 500 Euro Umsatz haben – dann ist das Konto kostenlos und ihr bekommt auch noch 500 MB Datenvolumen obendrauf.
  • Wenn ihr das O2-Konto nur als Zweit- oder Drittkonto eröffnet, lohnt sich das nicht wirklich – O2 will ganz klar, dass ihr mit Eurem Gehaltskonto zu ihnen wechselt.
  • Beim "Bronze"-Status sind es dann nur weniger als 100 Euro Umsatz im Monat – da kostet das Konto dann aber gleich auch knapp 1 Euro im Monat und ihr könnt auch nur ein einziges Mal pro Monat kostenlos Geld am Automaten abheben

Eine ganz normale Bank mit Girokonto und so?

Geplant ist das. O2 hat einen Deal mit der Fidor-Bank gemacht, eine kleine Direktbank aus München.

"O2 muss also nicht erst eine Banklizenz beantragen und muss sich auch nicht mit der Bankenaufsicht Bafin auseinandersetzen."
Jörg Brunsmann

Trotzdem soll das kein Fidor-Konto auf meinem Handy sein, sondern O2 übernimmt eine Menge Aufgaben für die Bank:

  • Ihr sollt per Videoanruf ein Konto eröffnen können
  • Das Konto könnt ihr dann auch per Smartphone-App verwalten
  • Um eine Überweisung zu machen, genügt die Mobilfunknummer, sofern der Empfänger auch O2 -Kunde ist

Mobiles Bezahlen

Das Vorbild, das in manchen anderen Ländern bereits Standard ist, wird noch nicht erreicht: In afrikanischen Staaten können Kunden etwa schon häufig per SMS bezahlen. In den Läden hängt die Empfänger-Nummer des Unternehmens – dort schickt der Käufer dann einfach eine Kurznachricht mit dem Betrag hin und der Einkauf ist bezahlt.

Das funktioniert in Deutschland so allerdings nicht, da spielt die Bankenaufsicht nicht mit. Das Banking muss besser gegen Missbrauch geschützt sein.

"O2 bleibt gar nichts anderes übrig als sich ans traditionelle Bankgeschäft dranzuhängen."
Jörg Brunsmann

Im Hintergrund können sie dann mit den Daten ihrer eigenen Kunden arbeiten – und das sind immerhin 43 Millionen in Deutschland. O2 hat von diesen Kunden Name, Adresse und Kontoverbindung gespeichert.

O2 übersetzt das quasi für die Fidor Bank: Wenn du eine Überweisung zur Handy-Nummer XY machst, checkt O2: Ja, ist unser Kunde, er heißt Peter Hase, hat kein Konto direkt bei uns, aber bei der XY-Bank, Kontonummer XY – und schon wird das Geld überwiesen. Eine Kurznachricht von dir reicht dafür.

Sind meine Daten sicher?

Vor allem, wenn ihr den "Vollservice" von O2 in Anspruch nehmt – also euer Konto als Gehaltskonto nehmt – weiß O2 natürlich eine Menge über euch, sagt Jörg Brunsmann: wieviel Geld reinkommt, wofür ihr es wieder ausgebt, wo ihr regelmäßig Geld abhebt. Das Angebot sei also insofern nur gut, wenn da im Hintergrund eine "richtige" Bank steht, die eben auch der Bankenaufsicht unterstellt ist.

Shownotes
O2 steigt ins Bankgeschäft ein
Das Mobile Banking von morgen?
vom 26. Juli 2016
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Jörg Brunsmann, Wirtschaftsexperte