Auf Hochhäuser oder Sendemasten klettern und sich dort hinstellen, wo andere Angst um ihr Leben verspüren - beim Roofing macht man genau das. Wir haben Florian gefragt, warum er sich dieser Gefahr aussetzt.

Florian ist Roofer. Er besteigt mindestens ein Mal im Monat ein Hochaus, einen Turm, einen Sendemast oder Ähnliches und begibt sich dadurch freiwillig in gefährliche Situationen. Seinen Nachnamen sollen wir nicht nennen, schließlich ist das in der Regel nicht legal, was er macht.

Florian, was ist das für ein Gefühl, ganz oben angekommen zu sein?

Freiheit, Stolz, aber auch die Erleichterung, nicht immer auf dem Boden zu sein. Um den Kick geht es mir gar nicht mehr, auch nicht ums Adrenalin. Eher darum, anders zu sein und seine Freiheit zu genießen.

Was ist gefährlicher? Der Auf- oder Abstieg?

Grundsätzlich eher der Aufstieg. Beim Abstieg weiß man schon, was man gemacht hat. Kommt aber auch drauf an, was man oben macht. Wenn man da verrückte Sachen macht, ist es umso gefährlicher.

Zurzeit arbeite ich darauf hin, mich irgendwo hinzuhängen, wie man es aus Russland kennt. Ich trainiere dafür, damit ich das unter Kontrolle habe. Trotzdem ist es natürlich extrem gefährlich.

Wie gehst du um mit dieser Gefahr?

Sie ist Teil des Spiels. Ohne sie hätte es auch nicht den Reiz, den es jetzt bei mir hat. Diese Gefahr lenkt mich ab. Das Roofing lässt mich dem Alltag entfliehen.

Wir sind aber auch nie allein, immer mit mehreren Leuten unterwegs, um die Gefahr zu reduzieren. Im Ernstfall kann jemand Hilfe holen. Mehr als vier sind wir aber nie, das ist zu auffällig.

Kennst du Roofer, die gestorben sind?

Das nicht. Aber ich kenne welche, die sich verletzt haben.

Wie trainierst du für deine Kletteraktionen?

Man kann ins Fitnessstudio gehen, eine Grundfitness ist auch nicht schlecht. Speziell fürs Roofen trainiere ich den Muscle-Up, das ist so eine Art Klimmzug, mit dem man sich wieder hochziehen kann, wenn man sich komplett hängen lässt, zum Beispiel an einer Stange.

Wie wichtig sind dir Fotos von deinen Aktionen?

Mir geht es ums Gefühl. Ich mache zwar auch Fotos, veröffentliche sie aber selten. Ich mache das alles mehr für mich und Freunde, die das gleiche Hobby haben. Das Bild ist für mich zweit- oder drittrangig.

Dein höchstes Gebäude?

Das war ein 300 Meter hoher Sendemast.

Wie bereitest du dich auf so etwas vor?

Die Vorbereitungen nehmen mindestens die Hälfte der Zeit in Anspruch. Spontan gehen wir nie auf irgendwelche Gebäude, das wäre auch zu gefährlich. Wir bereiten uns immer vor, checken die Lage, prüfen das Gebäude. Gibt es Leitern? Wo kann man klettern? Wir machen auch Fotos von den Objekten.

Wir wollen auch nichts beschädigen, etwa bei alten Häusern oder Kirchen.

Seid ihr schon einmal erwischt worden?

Ja, der Fall ist aktuell noch in Bearbeitung.

Man könnte das Ganze als Berufsvorbereitung betrachten - für die, die später mal Gebäude- oder Industriekletterer werden wollen.

Eher nicht. Die meisten machen das wohl eher als Ablenkung oder aus Langeweile.

Shownotes
Roofer Florian
"Da oben spüre ich Freiheit und Erleichterung"
vom 15. Januar 2017
Moderator: 
Till Opitz
Gesprächspartner: 
Florian