Neue Filme gibt es nur im Kino? Napster-Gründer Sean Parker will das jetzt ändern. Wer 50 Dollar bezahlt, kann sich brandneue Streifen zu Hause angucken.

Ins Kino? Lass mal. Teuer, unbequeme Sitze, ewig anstehen und dann auch noch der Typ mit der stinkenden XXL-Portion Nachos auf dem Nachbarsitz. Zu Hause dagegen der neue Flachbildschirm, das eigene Sofa und meist keine unangenehmen Sitznachbarn. Das einzige Problem beim Filmglück in den eigenen vier Wänden: Auf legalem Weg gibt es die ganz neuen Filme nur im Kino.

50 Dollar pro Film

Sean Parker, Gründer von Napster und Ex-Facebook-Präsident, will das jetzt ändern. Sein Ziel: Filmpremieren soll es demnächst auch im Wohnzimmer geben. Dazu will er den Kinos ihr Erstaufführungsrecht abkaufen. Allerdings ist die Kinokarte für zu Hause ein teurer Spaß: Geht es nach Sean Parker, dann müsst ihr für die Premiere auf dem Sofa 50 Dollar zahlen.

Das klingt happig, aber wer gegenrechnet, kommt beim Trip ins Kino auf ähnliche Beträge: Die Fahrt ins Multiplex, die Premiumkarte von 14 Euro pro Person. Dazu noch Gebühren fürs Parkhaus oder Taxi und dann nach das Getränk und die Nachos. Die Leinwand und die Soundanlage zu Hause dürfte natürlich nicht ganz so üppig ausfallen wie im 400-Personen-Kinosaal.

"Ich würde kein Geld darauf setzen, dass Screening Room ein Erfolg wird. Aber ich lag auch schon bei Google und Facebook daneben."
Michael Gessat, DRadio Wissen

Der Löwenanteil von Sean Parkers 50 Dollar fließt an die Content-Produzenten - wie beim Streaming. Aber auch die Kinobetreiber verdienen mit. Es soll möglicherweise für jeden Streifen zwei Tickets für ein reales Kino in der Umgebung mit dazugeben.

Und etwas von der Kohle will natürlich auch Screening Room, so heißt das Startup von Sean Parker, bei der Sache verdienen. Die Macher kalkulieren mit 10 Prozent - das wären 5 Dollar pro Film. Nutzer brauchen auch noch eine spezielle Streamingbox, auf die der Film beim Kinostart übertragen und zwischengespeichert wird. Die kostet noch mal 150 Dollar.

Illegale Kopien brandneuer Filme?

Die Reaktionen auf Sean Parker Pläne fallen gemischt aus. Einige Filmproduktionsfirmen zeigen Interesse. Bei TheNextWeb hält der Autor Streamingbox dagegen für eine "schreckliche Idee". Wobei er sich wohl vor allem am Preis stößt und an der Tatsache, dass nach dem bisherigen Konzept der Slot zum Gucken tatsächlich auf 48 Stunden ab der Kinopremiere beschränkt ist.

Auch einige Kinobetreiber sind skeptisch. Sie sehen die Gefahr, dass die neuen Filme raubkopiert werden könnten, weil die Rohdaten geknackt werden oder weil jemand mitfilmt.

Shownotes
Streamingdienst für neue Kinofilme
Sofa statt Kino
vom 11. März 2016
Moderatorin: 
Marlis Schaum
Gesprächspartner: 
Michael Gessat, DRadio Wissen