Das Mineral Kobalt, das in unseren Smartphones steckt, wird oft unter menschenunwürdigen Bedingungen gewonnen, sagt Amnesty International in einer neuen Studie. Zum Beispiel durch Kinderarbeit.

Wer ein Smartphone mit großem Display hat, verwendet zu 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit einen Lithium-Ionen-Akku verbaut. In diesen Akkus - die nicht nur in Smartphones, sondern in vielen Geräten wie Laptops und Akkuschraubern stecken - ist das Mineral Kobalt enthalten. Das wird oft unter menschenunwürdigen Bedingungen, auch durch Kinderarbeit, gewonnen. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie durch Amnesty International.

"Sony, Apple und Samsung können nicht gewährleisten, dass in ihren Produkten kein Kinderarbeit-Kobalt drinsteckt."
Kathrin Sielker, DRadio Wissen

Die Hilfsorganisation Amnesty International war im Kongo unterwegs - denn da gibt es viele Minen, in denen der Rohstoff abgebaut wird. Zusammen mit Afrewatch, einer Nichtregierungsorganisation vor Ort, hat sich Amnesty die Arbeitsverhältnisse in den Minen im Süden des Landes angesehen. Dort haben sie für ihre Studie auch mit ungefähr 90 Arbeitern Interviews über die Arbeitsbedingungen geführt. In den untersuchten Minen werden laut Regierung etwa 20 Prozent des Kobalts im Kongo abgebaut.

Laut den Untersuchungen fehlen vor Ort die hohen technischen Standards, die man in einem Bergwerk braucht. Die Arbeiter holen die Steine mit primitiven Werkzeugen aus harten Wänden - oder auch mit den bloßen Händen. Sie haben keine Sicherheitskleidung mit Stahlkappenschuhen, Helmen oder Mundschutz.

Kinderarbeit im Handy: Gut möglich

Laut den Untersuchungen fehlen vor Ort die hohen technischen Standards, die man in einem Bergwerk braucht. Die Arbeiter holen die Steine mit primitiven Werkzeugen aus harten Wänden - oder auch mit den bloßen Händen. Sie haben keine Sicherheitskleidung mit Stahlkappenschuhen, Helmen oder Mundschutz.

Und: Unter diesen Arbeitern waren auch Tausende Kinder. Amnesty berichtet, dass einige von ihnen erst sieben Jahre alt sind. Dass sie keinen Gesundheitsschutz haben. Dass sie wegen des fehlenden Mundschutzes dauerhafte Lungenkrankheiten bekommen, weil sich der Minenstaub ungefiltert auf die Bronchien setzt. Und dass sie - mit einem bis zwei Dollar am Tag - auch noch miserabel dafür bezahlt werden.

"Jeder Smartphone-Besitzer kann eine Mail an seinen Hersteller schreiben und nachfragen, ob das Kobalt aus dem Kongo ist. Und ob es durch Kinderarbeit gewonnen wurde. Nachfragen erzeugt Druck."
Kathrin Sielker, DRadio Wissen

Die Wahrscheinlichkeit, dass genau dieses Kobalt auch in unseren Handys verarbeitet ist, ist groß: Im Kongo wird die Hälfte allen Kobalts abgebaut, das weltweit in solchen Akkus verwendet wird. Amnesty sagt: Vom Kongo aus geht das Kobalt dann über zumeist chinesische Zwischenhändler an die Batterieproduzenten. Die Liefer- und Produktionsketten sind oft nicht transparent.

Jeder Smartphone-Besitzer kann eine Mail an seinen Hersteller schreiben und nachfragen, ob das Kobalt aus dem Kongo ist. Und ob das durch Kinderarbeit gewonnen wurde. Nachfragen erzeugt Druck. Genau das macht Amnesty mit der Veröffentlichung der Studie ja auch: Die Hersteller unter Druck setzen, dass sie ihre Lieferketten kontrollieren, dass sie den Rohstoffabbau unter Kontrolle kriegen und für menschenwürdige Arbeitsbedingungen sorgen.

Weniger kaufen

Eine Alternative zu den herkömmlichen Smartphone-Produzenten ist zum Beispiel das Fairphone, das einigermaßen gute Arbeitsbedingungen bei der Produktion zumindest als Kriterium aufführt. Und was immer hilft: Möglichst wenige technische Geräte kaufen.

Die NGOs kritisieren, dass die Technikunternehmen von der Kinderarbeit profitierten. Diese redeten sich aber meistens heraus und wiesen die Anschuldigungen zurück: Sie würden ja nur von Zwischenhändlern kaufen.

Shownotes
Smartphone-Studie von Amnesty International
Kobalt durch Kinderarbeit
vom 19. Januar 2016
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Kathrin Sielker, DRadio Wissen