Mit einer einzigen Dusche verbraucht ihr so viel Energie wie für einen Fernsehmarathon von 44 Stunden oder der Beleuchtung eures gesamten Haushalts für die Dauer von drei Tagen. Und nur eine einzige "Dusch-Sekunde" kostet genau so viel Energie wie der Konsum eines gut neunzigminütigen Videos auf dem Notebook. Da hilft nur eins: Ändert eure Duschgewohnheiten.

Damit aus dem guten Vorsatz eine Gewohnheit wird, kann ein kleines Gadget helfen. Forscher der Unis Bamberg, Bonn und Zürich haben dieses kleine Tool namens "Amphiro" erfunden. Unsere Reporterin und Langzeit-Warmduscherin Lena Breuer hat es in ihre Dusche geschraubt und ausprobiert. Bis dahin war ihr Motto nach dem Aufstehen: "Warmes Wasser, viel warmes Wasser. Und das über acht Minuten."

Den meisten von uns ist die Ökobilanz einer Dusche total unbekannt

Mit ihrer achtminütigen Duschzeit steht Lena doppelt so lange unter der Brause wie der bundesweite Durchschnittsduscher, der hier vier Minuten verbringt. Wie vermutlich die meisten von uns hat auch Lena schon über die Ökobilanz beim Duschen nachgedacht. Aber immer unter der Überschrift Wasserverbrauch, nie im Kontext des Energiebedarfs. Und genau der ist überraschend hoch.

Anders duschen mit dem Eisbären

Das Ding, das das Duschverhalten ändern soll, ist im Netz bestellbar und kostet knapp 70 Euro. Es ist etwa so groß wie eine Computermaus, dezent grau und besitzt ein großes Display. Angeschraut wird es zwischen Duschkopf und Duschschlauch und die Handhabung ist auch für Unbegabte kein Problem.

"Das Anschrauben geht sehr einfach und mein Duschkopf inklusive Amphiro sieht sogar ein bisschen schick aus."
Lena Breuer findet, dass Amphiro in der Anwendung aber auch optisch eine gute Sache ist.

Das Gerät zieht seine Energie aus dem laufenden Wasser, braucht also keinen Anschluss und keine Batterie. Amphiro misst das durchlaufende Wasser und zeigt direkt an, wie viele Liter Wasser für die Duschen verschiedener Längen verbraucht wurden. Aber vor allem zeigt Amphiro auch, wie viel Energie für die Duschaktion nötig war.

Und dann gibt es da noch einen kleinen Eisbären auf einer Eisscholle. Und diese Eisscholle schrumpft mit Dauer und Temperatur der Dusche.

Amphiro zeigt den Strom- und Wasserverbrauch beim Duschen. Und auch den Eisbären
© DRadio WIssen | Lena Breuer
Je länger und heißer die Dusche, desto schlechter die Chancen für den Bären und seine Scholle

Die Idee dahinter ist klar: Wer den kleinen Eisbären absaufen lässt, hat kein Herz - und ein problematisches Duschverhalten.

"Das ist jetzt nicht so gedacht, dass man schlimme Szenen sieht, es erinnert noch mal dran, Mensch Energieverbrauch hat langfristige Folgen auf die Umwelt..."
Verena Tiefenbeck, ETH Zürich und Universität Bonn

Daten und Visualisierung funktionieren

Die Duschbilanz Nummer eins sieht bei Reporterin Lena so aus:

  • Wasserverbrauch: 75 Liter
  • Stromverbrauch: drei Kilowattstunden

Dieser Stromverbrauch entspricht dem Energiebedarf ihres Kühlschranks für ganze zehn Tage. Die Zahlen sind eindeutig, aber auch nüchtern. Dass das direkte Feedback zum eigenen Verhalten gut funktioniert und zu einer Änderung der Gewohnheiten führt, belegen auch die Studien mit denen die Wirkung des Tools untersucht wurde. Die Einsparungen des Energie- und Wasserverbrauchs lagen bei durchschnittlich 22 Prozent sobald die Teilnehmer ihre Verbrauchsdaten kannten.

Was Lena wirklich triggert, ist die kleine Eisbärdarstellung. Denn die Scholle taut weg und Lena versucht alles, um sie für den Bären zu retten.

"Leute, die dieses Gerät nutzen, reduzieren ihre Duschdauer im Mittel um eine Minute."

Lena Breuer jedenfalls will dran bleiben. Ihre Duschzeit liegt nun bei sechs Minuten und die Scholle schmilzt immer noch. Aber es sind zwei Minuten weniger als am Anfang.

Shownotes
Energiebilanz
Warmduscher? Klimasau!
vom 21. Februar 2017
Moderation: 
Dominik Schottner
Reporterin: 
Lena Breuer
Thorsten Staake: 
Thorsten Staake ist Mitgründer und Präsident des Verwaltungsrates der Cleantech-Startups BEN Energy AG (Data Analytics und Customer Engagement) und der Amphiro AG sowie Mitglied des Verwaltungsrats der Hoval AG (Heizungs- und Klimatechnik).
Verena Tiefenbeck: 
Verena Tiefenbeck gehört als Scientific Advisor ebenfalls zum Team der Amphiro AG.