Es hat viele Jahre gedauert, aber jetzt endlich lässt die israelische Regierung modernen Mobilfunk im besetzten Westjordanland zu. Damit ist nun schnelleres Netz auf dem Handy möglich, endlich bekommen die Palästinenser auch 3G. Darauf haben sich die Palästinensische Autonomiebehörde und Israels Regierung geeinigt.

Es wird noch eine Zeit lang dauern, bis die Menschen im Gaza-Streifen mit ordentlicher Geschwindigkeit durchs Netz flutschen. Das Netz für 3G muss jetzt erst mal ausgebaut werden. Wann das passiert und wie schnell das gehen wird, ist noch offen. Aber: Für die Palästinenser ist das ein ganz großer Schritt in Richtung Fortschritt.

"Die Probleme mit dem langsamen Netz machen deutlich, wie schwierig es für die Menschen im Westjordanland ist, unter den Bedingungen der Besatzung normal wirtschaftlich zu arbeiten."
Christian Wagner, Korrespondent in Tel Aviv

Bisher hapert es an ganz simplen Details. Zum Beispiel haben die Mobilfunkbetreiber im Westjordanland keine Grundstücke. Sie können also gar keine Sendemasten aufstellen, von Baugenehmigungen ganz zu schweigen. Auf der anderen Seite haben die israelischen Netzbetreiber wie Orange ganz hervorragende und pfeilschnelle Netze aufgebaut - die funktionieren aber nur in der Nähe der israelischen Siedlungen. "Es gibt also viele Leute, die zwei Handys mit sich herumtragen", sagt Israel-Korrespondent Christian Wagner. "Eines mit einer israelischen Karte, eines mit einer palästinensischen."

Handy-Gesellschaft im Westjordanland

Werden diese Grenzen und Probleme endlich abgebaut, könnten sich für viele Palästinenser neue Chancen auftun. Es gebe zum Beispiel im Westjordanland Programmierer, die Apps für Handys entwickeln, und Unternehmensgründer, die auf ein brauchbares Netz angewiesen sind, sagt Christian Wagner. Das Westjordanland ist eben mehr als Schießereien und Explosionen: "Auch die palästinensische Gesellschaft kann man sich ohne Handys überhaupt nicht mehr vorstellen."

Shownotes
Westjordanland
Palästinenser online
vom 24. November 2015
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Christian Wagner, Korrespondent in Tel Aviv