Die Fußball-WM 2006 sei nicht gekauft worden, sagt DFB-Präsident Niersbach. Trotzdem hat er wundersamerweise diverse Erinnerungslücken und kann sich vieles nicht erklären. Wir fragen uns: Wie lange kann sich so ein normales Gehirn eigentlich zurückerinnern?

"Das Sommermärchen war und bleibt ein Sommermärchen!"
Wolfgang Niersbach, DFB-Präsident

Die Gedächtnisfähigkeit beginnt, wenn man zur Sprache fähig ist: das "deklarative Gedächtnis" – also das, wovon wir erzählen können. Das ist ab etwa vier Jahren der Fall, bei manchen erst ab zehn.

"Wir haben auch ein nicht deklaratives, emotionales Gedächtnis – das, was schwerer zu beschreiben ist."

Wolfgang Niersbach wird demnächst 65. Dass das Gedächtnis im Alter etwas nachlässt, trifft aber eher für neu abgespeicherte Inhalte zu, sagt Barbara Wild. Das merke man, wenn man mit Kindern Memory spielt - die Kinder sind den Älteren meistens haushoch überlegen.

Warum die Erinnerung schrumpfen kann

Gedächtnisinhalte, die schon etwas älter sind, behalte man aber eigentlich auch weiterhin. Die Ärztin schränkt das aber ein:

"Unser Gedächtnis ist kein Computer, der alles abspeichert. Eher wie ein gebackener Kuchen: Die Nüsse sind noch gut erhalten, anderes hat sich umgewandelt oder ist verdampft."
Barbara Wild

Schlaue und weniger schlaue Menschen erinnern sich unterschiedlich gut, sagt Wild. Intelligenz und Gedächtnis hätten etwas miteinander zu tun, aber nicht 1 zu 1. Außerdem gebe es Erkrankungen, die dazu führen, dass Gedächtnisinhalte erst gar nicht richtig abgespeichert werden. Das sei zum Beispiel bei Alzheimer oder Demenz der Fall – oder unter dem Einfluss von Drogen und Alkohol.

"Sachen, die mir emotional wichtig sind, behalte ich eher. Wenn sie aber traumatisch sind und mich sehr belasten, dann kann es auch zu einer Verdrängung kommen."
Barbara Wild

Manchmal sind die Begleitumstände einer Situation ein guter Erinnerungsfaktor, sagt Barbara Wild.

Der Erinnerung auf die Sprünge helfen

Hätten die Journalisten bei der DFB-Pressekonferenz gestern Geld aufs Rednerpult geworfen… oder Champagner-Flaschen… oder Stücke des Dortmunder Stadionrasens (in dem Deutschland das Halbfinale gegen Italien verlor)… wer weiß, was passiert wäre.

Shownotes
WM-Gedächtnislücken
Niersbach auf die Sprünge helfen
vom 23. Oktober 2015
Gesprächspartnerin: 
Barbara Wild, Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie / Chefärztin der Fliedner Klinik
Moderation: 
Till Haase