Schon vor der Zika-Welle in Brasilien hatte es eine Epidemie in Polynesien gegeben. Außerhalb des Landes hat das aber keinen interessiert. Vielleicht eine vertane Chance.

Das Zika-Virus ist schon seit den 40er-Jahren bekannt. Viele Jahrzehnte wurden aber nur einzelne Infektionen beim Menschen nachgewiesen. DRadio-Wissen-Reporterin Sophie Stiegler hat mit Didier Musso gesprochen. Der Mediziner lebt in Tahiti und war beim Ausbruch des Virus in Polynesien ziemlich ratlos.

"Vor dem Ausbruch galt Zika als harmlose Krankheit, bei der man ein bisschen Fieber und ein paar Pickelchen kriegt, sonst nichts."
Didier Musso

Anhand des Erbguts konnte Didier Musso mit seinem Team das Virus identifizieren. Sie beschrieben auch die sexuellen Übertragungswege, die Übertragung von der Mutter auf ihr ungeborenes Kind und die über Bluttransfusionen.

Musso wollte den Zika-Virus genauer überwachen lassen

In Polynesien bekamen immer mehr Menschen Lähmungen in Armen, Beinen und der Lunge. Didier Musso schrieb schon damals Fachartikel über diese neuen Folgen der Krankheit. Und er schrieb auch, dass sich das Virus wahrscheinlich weiter ausbreiten würde. Er wollte das Virus genauer überwachen lassen - fast ein Jahr, bevor Zika in Brasilien ausbrach. Aber kaum einer hörte ihm zu.

"Einige Kollegen haben mich angerufen und wollten mit mir zusammenarbeiten. Denen hab ich gesagt: Das ist nett, aber ihr seid drei Jahre zu spät dran."
Didier Musso

Erst als 2015 in Lateinamerika Mikrozephalie-Fälle gehäuft zeitgleich mit Zika-Ausbrüchen auftauchten, wurden Fragen gestellt. Didier Musso hätte sich vor allem mehr Unterstützung aus Frankreich gewünscht – schließlich ist Polynesien ein französisches Überseegebiet. Vielleicht hätte dann früher und vorbeugend auf die Epidemie reagiert werden können. Vielleicht hätten besonders schwangere Frauen früher mehr wissen können.

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

Letztlich hätte die Weltgesundheitsorganisation aufhorchen müssen. Das ist in Polynesien aber nicht passiert. Den Ausbruch hatten sie nicht auf dem Radar, erklärt Monika Gehner, die das Zika-Medien-Team der WHO leitet.

Shownotes
Zika-Virus Epidemie
Die Polynesier hätten helfen können
vom 20. Oktober 2016
Moderatorin: 
Tina Kießling
Autorin: 
Sophie Stigler, DRadio Wissen