Es ist lange Zeit eine Binsenweisheit gewesen: Bei Krisen in Ölförder-Regionen steigt der Ölpreis. Aber obwohl es im Nahen Osten gleich eine ganze Reihe von Konflikten gibt, ist der Ölpreis gerade ziemlich niedrig. Wirtschaftlich lässt sich das recht simpel über Angebot und Nachfrage erklären.

Hubertus Bardt vom Institut der deutschen Wirtschaft erklärt, warum der Preis trotz Krisen eben nicht steigt: die Weltkonjunktur schwächelt. China wachse nicht so stark wie in den vergangenen Jahren, in der Europäischen Union gebe es ebenfalls erhebliche Wachstumsdefizite, so Bardt. Wegen der schwachen Konjunktur ist also die Öl-Nachfrage gerade nicht besonders groß, es wird schlichtweg weniger Öl verbraucht.

Alternativen zu Öl aus Krisenregionen

Auf der anderen Seite ist das Öl-Angebot größer geworden. Vor allem in den USA und in Kanada sind die Energiemärkte mit Teer-Ölen und anderen unkonventionellen Ölen und mit Gas gut versorgt. "Das führt dazu, dass die Krisen, die wir zurzeit haben, noch nicht so sehr schrecken, wie das noch vor einigen Jahren der Fall gewesen wäre", sagt Hubertus Bardt.

"Wir haben die politischen Krisen noch nicht in den ganz großen Förderregionen und dort, wo gefördert wird, hat es bisher noch keinen Einbruch gegeben."

Die Ölförderung läuft. Auch in Ländern wie Libyen, ein Land das politisch nicht unbedingt stabil ist, fließt das schwarze Gold ohne Einschränkung. Sollten sich aber die aktuellen Krisen im Nahen Osten ausweiten oder weiter verschlimmern, könnte der Ölpreis langfristig durchaus steigen, sagt Hubertus Bardt.

Shownotes
Ölpreis
Kriege, Krisen und das Öl fließt
vom 16. September 2014
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Hubertus Bardt vom Institut der deutschen Wirtschaft