Mitten in Italien morgens das Fenster aufreißen und laut "Bonjour" rufen.

So begrüßt ein 50-jähriger Einheimischer seine Nachbarn seit einer Hirn-Operation, die offenbar schiefgelaufen ist. Das Wissenschaftsmagazin Spektrum berichtet über den kuriosen Fall des gebürtigen Italieners, der nur noch Französisch sprechen will.

Sein Sprachwissen beruht Medizinern zufolge lediglich auf einem 30 Jahre alten, maroden Schul-Französisch und aus Kinofilmen antrainierten Gesten. Sie schreiben, der Italiener verhalte sich plötzlich wie die typische Karikatur eines Franzosen. Er selbst meint, er könne nichts anderes und denke auch in der Sprache. Auch Medikamente änderten sein Verhalten nicht.

Solche Fälle werden von Wissenschaftlern normalerweise als unglaubwürdig eingestuft. Die Autoren der Fallstudie mutmaßen, dass der Hirnschaden eine Art Zwangsstörung mit manischen und wahnhaften Zügen ausgelöst hat. Ihrer Meinung nach unterscheidet er sich vom bekannteren "Foreign Accent Syndrome", bei dem Menschen aus noch ungeklärter Ursache plötzlich mit fremdem Akzent sprechen.

DRadio-Wissen-Autorin Wiebke Lehnhoff über den rätselhaften Italiener
Er will es einfach nicht sprechen. Egal, ob andere ihn verstehen oder nicht.