Wir erkennen uns am Gesicht - Schimpansen erkennen sich am Hintern.

Das wussten Forscher schon. Aber sie wollten jetzt herausfinden, ob dieses Erkennen im Menschen- und Schimpansen-Gehirn gleich abläuft, ob beide also Gesichter beziehungsweise Hintern auf spezielle Weise wahrnehmen.

Für eine Studie im Fachjournal PLOS One legten die Forscher 100 Menschen und Schimpansen Bilder von Gesichtern, Hintern und Füßen vor. Die Körperteile waren auf den Bildern teilweise auf den Kopf gestellt. Menschen hatten bei umgedrehten Gesichts-Bildern größere Probleme und Schimpansen bei umgedrehten Hintern-Bildern. Für die Forscher belegt das, dass beide die Schlüssel-Körperteile besonders wahrnehmen. Wir sehen ein Gesicht als Ganzes, nicht als Auge+Nase+Lippen, und bei Schimpansen ist es mit dem Hintern offenbar ebenso.

Tina Kießling aus den Wissensnachrichten
"Hintern liefern den Schimpansen im Prinzip genau so viele Informationen liefern wie uns Gesichter. Jeder Affe hat einen anderen Hintern; die Männchen erkennen, welche Weibchen fruchtbar sind oder mit ihnen verwandt sind, die Weibchen erkennen Konkurrentinnen."

Die Tests der Forscher zeigen: Schimpansen können Gesichter UND Hintern erkennen und die Forscher vermuten, dass das bei uns Menschen auch mal der Fall war. Die Forscher glauben, dass sich in der Evolution unser Blick vom Hintern aus zwei Gründen nach oben aufs Gesicht verlagert hat: Erstens, weil bei Frauen nicht mehr an den Genitalien erkennbar ist, ob sie gerade einen Eisprung haben, und zweitens, weil wir inzwischen aufrecht gehen.

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Grafik der Forscher, Rechte: Mariska E. Kret, Masaki Tomonaga