In den USA geht es für 300 Schimpansen ins Altersheim. Sie werden als Versuchstiere nicht mehr gebraucht und wechseln jetzt in ein riesiges Gehege mit beheizten Schlafzimmern, Stofftieren und Fernsehern.

Das US-National Institutes of Health hat vor einigen Tagen bekannt gegeben, dass alle 300 Schimpansen bald in eine Seniorenresidenz ziehen. Derzeit sind die Tiere noch in den Labors des Instituts, aber sie werden für Forschungszwecke nicht mehr benötigt. Bisher wurden sie als Versuchstiere für medizinische Tests eingesetzt - speziell für AIDS- und Hepatitisforschung. Zuletzt hatte aber keiner der Forscher mehr einen Antrag zur Verwendung der Schimpansen gestellt. Ein weiterer Grund für die "Entlassung" der Affen ist der Protest von Tierschützern.

"Die Tierschützer sind dagegen, Schimpansen, die zusammen mit den Bonobos die nächsten Verwandten von uns Menschen sind, für Tierversuche zu missbrauchen."
Tierexperte Mario Ludwig über Chimp Haven

Außerdem ist die Haltung der Schimpansen im Labor teuer. Ihren Lebensabend in dem riesen Waldstück im Nordwesten des US-Bundesstaats Louisiana zahlt der Staat. Seit dem Jahr 2000 gibt es den sogenannten "Chimp Act" - eine Verordnung, die regelt, dass der Staat 75 Prozent der Kosten für Altersheime ehemaliger Versuchsschimpansen tragen muss. Der Rest kommt aus Spenden oder Sponsoren.

Lebensabend in Freiheit

Das Schimpansen-Altersheim heißt "Chimp Haven" also "Zuflucht für Schimpansen". Das 200 Hektar große Außengelände soll für die Tiere möglichst artgerecht sein. Tatsächlich lässt sich an den ersten Bewohnern dieses Altersheims beobachten, dass die Tiere nach vielen Jahren Gefangenschaft auf engstem Raum nach kurzer Zeit aufblühen. Die Forscher sagen: "Ihnen wird erlaubt, wieder Schimpanse zu sein."

"Die Affen können sich so richtig austoben. Sie werden wieder schlank. Im Labor waren sie mangels Bewegung oft verfettet. Das Haar wird wieder glänzender."
Tierexperte Mario Ludwig über Chimp Haven
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In erster Linie geht es darum, dass die Schimpansen wieder in "Freiheit" leben. Dazu werden ihnen größtmöglich artgerechte Bedingungen geboten. Gleichzeitig bekommen sie aber auch etwas Luxus: Beheizte Schlafzimmer mit Hängematten, Decken, fließend Wasser. Dazu gibt es noch Futterküchen und eine Tierklinik. Außerdem ist für Unterhaltung gesorgt: Zum Spielen gibt es Stofftiere, Bilderbücher und alte Plastikflaschen. Fernsehen können die Schimpansen auch. Gerüchten zufolge fahren sie voll auf Krankenhauserien ab. Vielleicht weil sie das an ihr früheres Leben erinnert.

Shownotes
Das Tiergespräch
Altersheim für Schimpansen
vom 25. November 2015
Moderatorin: 
Kaline Hhyroff
Gesprächspartner: 
Mario Ludwig