Melanie Eckle ist Geoinformatikerin und organisiert Mapathons: Viele freiwillige Helfer kommen dabei zusammen, um Krisengebiete zu kartieren - mit Hilfe von Satellitenbildern.

Für "Ärzte ohne Grenzen" und andere Hilfsorganisationen wird die Arbeit in Krisengebieten immens erleichtert, wenn sie eine Karte der Region nutzen können. Bei Überschwemmungen, Erdbeben oder Epidemien wissen sie dann, welche Orte in der Umgebung betroffen sind, und wo sie nach Menschen in Not suchen müssen. 

"Wir empfehlen allen Neuen immer, sich bisschen Zeit zu lassen. Sich mit dem Bild vertraut zu machen, was natürlich schwierig sein kann, wenn man noch nie Fernerkundung gemacht hat."

Melanie Eckle arbeitet an der Uni Heidelberg als Geoinformatikerin. Immer wieder veranstaltet sie Mapathons - das sind Zusammenkünfte, bei denen freiwillige Helfer sich in lockerer Runde treffen, um verschiedene Länder zu kartieren, die noch nicht ausreichend erschlossen sind. In letzter Zeit waren das Gebiete im Kongo, dem Südsudan, Zambia, Togo, Madagaskar oder Kirgisistan.

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Snacks, Gespräche und was Gutes tun

Die Mapathons, die Melanie veranstaltet, beginnen zum Feierabend hin - gegen 18 Uhr - und dauern drei, vier Stunden. Am Anfang jeder Veranstaltung gibt es eine Einführung, das hilft den Teilnehmern, Schatten und Umrisse auf den Satellitenbildern besser zu deuten. Wer sich unsicher ist, kann die anderen Freiwilligen fragen, mit denen er zusammensitzt. Es herrscht eine lockere Gesprächsatmosphäre. Bei Snacks und Getränken können sich die Teilnehmer auch über die Region austauschen, die sie gerade kartieren. 

Schnelle Hilfe bei Naturkatastrophen

In akuten Krisenfällen wie dem schweren Erdbeben in Ecuador im Jahr 2016 oder dem Erdbeben in Nepal 2015 werden die Mapathons international koordiniert. Das Gute daran ist, dass durch verschiedene Zeitzonen hindurch weltweit und rund um die Uhr Helfer daran arbeiten, die Region zu erkunden und Karten erstellen. Ihre Daten stellen sie dann auf Open Street Maps online. 

"Studien zeigen, dass die Open-Street-Daten in vielen Regionen schon sehr viel besser sind als offizielle Daten - vor allem in Regionen, wo viele Mapper aktiv sind."
Melanie Eckle, Geoinformatikerin
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Sensible Daten werden nicht veröffentlicht

Allerdings: Manche Karten geben die Hilfsorganisationen nur untereinander weiter. Etwa solche zu Gebieten, in denen sich verfeindete Lager bekämpfen. Sie veröffentlichen diese Karten nicht, um die Bevölkerung nicht zu gefährden. 

Zusammen mit den Helfern vor Ort

Natürlich können die Mapper in Deutschland anhand eines Satellitenbildes keine Details erkennen. Handelt es sich bei einem Gebäude um ein Wohnhaus oder eine Schule? Die Daten, die sie in Deutschland erheben, sind nur ein erster Schritt, sagt Melanie Eckle.

"Wir haben viele Augen, die ein Gebiet betrachten, die natürlich auch sehr viel aktualisieren und Fehler ausgleichen können."
Melanie Eckle, Geoinformatikerin

Detail-Informationen - ob sich in der Nähe eines Gebäudes etwa ein Laden oder ein Brunnen mit Wasser befindet, oder wie die Straße heißt - diese Informationen werden von Helfern vor Ort hinzugefügt. So kann Melanie dann wieder Rückschlüsse darauf ziehen, ob die Karten genutzt werden, und wie hoch die Fehlerquote ist.

Mehr zu Desastermapping:

Shownotes
Desastermapping
Karten für Krisengebiete
vom 22. April 2017
Moderator: 
Sebastian Sonntag
Gesprächspartnerin: 
Melanie Eckle, Geoinformatikerin