Bandenkriminalität, Hartz-IV-Hochburg und muslimische Parallelgesellschaft - Berlin-Neukölln galt als Problemviertel. Inzwischen ist es ein hipper Szenebezirk. Weil es Projekte gibt wie den Klunkerkranich - ein Kollektiv, dass auf einem Parkhausdach eine riesige Gemeinschaftsfläche geschaffen hat.

200 Quadratmeter Gemeinschaftsgarten und 1500 Quadratmeter Platz für Kneipe, Bar und Club - zum größten Teil Open Air. Und das mitten in Berlin. Auf der ehemals nackten Asphalt-Fläche haben die Klunkerkranicheinzwischen 10.000 Quadratmeter Holz verbaut. Jetzt stehen hier Hütten, Tische, Bänke, jede Menge Hochbeete und Bühnen. Alles in Eigenregie gezimmert von Robin Schellenberg und seinem Kollektiv aus 100 Mitarbeitern und ehrenamtlichen Helfern.

Natürlich finden das nicht alle Neuköllner gut. Denn schließlich war das verwaiste Parkdeck ein Geheimtipp und damit Gemeingut. Aber die meisten freuen sich über die neu geschaffene Fläche. Denn der Zugang zum Kulturgarten ist kostenfrei. Nur für Konzerte nehmen die Klunkerkraniche Geld:

"Wenn wir hier Veranstaltungen machen, dann müssen wir auch die Musiker bezahlen. Diese ganze Kunstausbeutungsscheiße ist natürlich auch ein Thema"
Robin Schellenberg managt die Klunkerkraniche

Insofern ist das Projekt Klunkerkranich natürlich ein Unternehmen. Aber, betont Robin Schellenberg, ein Unternehmen mit einer Vision. Das Lebensgefühl von Berlin-Neukölln soll hier oben erhalten bleiben. Die Klunkerkraniche wünschen sich ein städtisches Leben mit weitem und offenem Blick. Mit Respekt und möglichst viel Rücksicht auf alle, die sich hier zu Hause und wohl fühlen wollen.

"Wir sind stocksteife Neuköllner, im Sinne von, wir wollen hier auch nicht raus und wir finden Neukölln ist total toll. Weil es eben so locker ist."
Robin Schellenberg will das Neuköllner Lebensgefühl erhalten

Diversität heißt das Schlagwort, dass sich das Kollektiv auf die Fahne schreibt. Egal ob Schlabberhosen-Liebhaber oder Anzugträger. Alles, was Neukölln ebenerdig ausmacht, soll auch auf dem Parkdeck einen Platz haben können. Und jeder der möchte, kann sich am Projekt beteiligen: sei es als Gartenpate, Helfer, DJ oder spontaner Ordner bei einer Technoparty. Das Miteinander zählt. So wie bei der afrikanischen Kranichart, die dem Projekt Pate stand:

"Die Klunkerkraniche tanzen durch die Gegend wie die Irren. Das ist mittlerweile von Tierforschern belegt, dass das tatsächlich zur Verbesserung der Gemeinschaftlichkeit geschieht."
Parties sind gut für das Gemeinschaftsgefühl, sagt Klunkerkranich Robin Schellenberg
Shownotes
Großstadtleben
Berlins großer Gemeinschaftsgarten
vom 31. März 2015
Moderation: 
Verena von Keitz
Autor: 
Christian Grasse