Herbert Eng, Firmengründer aus Singapur, hat mit der Dating-App "Highblood", die unter anderem "Banglas" und "Hässliche" ausschließt, für Aufsehen gesorgt. Ist das zulässiges virales Marketing oder abstoßende Kampagne?

Stellt euch vor, ihr habt eine tolle neue Idee, wollt ein StartUp-Unternehmen gründen und vielleicht per Crowdfunding Geld von Investoren einsammeln. Wie bringt ihr das jetzt am wirkungsvollsten in die Welt? Am besten mit einem viralen Marketing, mit irgendeinem Dreh, der im Netz und in den Social Media richtig gut abgeht. Und dann springen auch noch die klassischen Medien drauf an - und das Geldverdienen kann losgehen.

Herbert Eng, Firmengründer aus Singapur, hat das genauso gemacht. Die Publicity, die er erfolgreich los getreten hat, war allerdings nicht gerade sehr positiv - eher ein veritabler Shitstorm.

"Just.Pure.Quality. Like You"

Eng, Erfinder der Dating-App "Highblood", hatte die App Mitte März mit der Online-Anzeige beworben: "Dating App? no banglas – no maids – no uglies – no fakes/bots – no escorts – Just. Pure. Quality. Like You."

"Die App richtet sich an Leute in Singapur, und da machen Gastarbeiter aus Bangladesch ein Großteil der niederqualifizierten Dienstleistungen."
Michael Gessat, DRadio Wissen Netzreporter

Bangladeshis sind unerwünscht, Dienstmädchen, "maids", ebenso. Außerdem "Häßliche" – die Optik als Auswahlkriterium ist ja essentiell bei Wisch-und-Weg-Apps wie Tinder. "'No fakes/bots' klingt nach einer sehr guten Idee beziehungsweise einem guten Versprechen", sagt DRadio-Wissen-Reporter Michael Gessat. "Denn das ist ja die große Abzock-Pest der Branche von Ashley Madison bis lovoo."

"Wenn ihr Highblood-User werden wollt, werden vorher Bildungsstand, Job und Einkommen gecheckt - erst dann werdet ihr freigeschaltet."
Michael Gessat

Besonders die Kampagne mit dem "no banglas" hat Herbert Eng heftigen Gegenwind beschert.

"Bist du wahnsinnig geworden, Typ?"

Gleich der erste Post unter dem Screenshot von März lautet "Bist du wahnsinnig geworden, Typ?". Naheliegenderweise hat man Herbert Eng vorgeworfen, rassistisch zu sein. Die riesige Medien- und Presseresonanz stellt Eng als Erfolg einer viralen Kampagne dar – von der BBC über Mashable und die Ranglisten bei Reddit.

"Herbert Eng weist den Rassismus-Vorwurf zurück, es sei ja eh wissenschaftlich erwiesen, dass es keine Wert-Unterschiede zwischen ethnischen Gruppen gebe."

Präferenzen hätten die meisten Leute bei der Partnerwahl nun mal, das sei auch in Singapur ganz eindeutig – ob man denn auch jemandem, der da seinen Präferenzen folge, eine rassistische Partnerwahl vorwerfen wolle, fragt Eng. Und was den Elite-Vorwurf angeht – da verweist er zu Recht darauf, dass das ja nicht gerade eine neue Idee ist.

Elite-Partner, Tinder Select, Mensa Match

Bei uns hier in Deutschland gibt’s ja etwa das Portal "Elite-Partner". Dort wird der Elitebegriff aber etwas weit gefasst – und der Status der User auch nicht akribisch nachgecheckt. Viel ähnlicher ist aber etwa "Tinder Select", wo nur Models, Manager und Stars drin sind. Und es gibt noch andere Modelle bis hin zu "Mensa Match", dem Dating für Intelligenzbestien

"Mein Fazit: Vielleicht ist was dran an seinen Argumenten, dass das bewusst politisch inkorrektes, aber vertretbares Marketing war. Ob Highblood dann auch eine Erfolg wird, ist die andere Frage."
Michael Gessat
Shownotes
Elite-Dating-App "Highblood"
Marketing vs. Rassismus
vom 11. April 2017
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Michael Gessat, DRadio Wissen Netzreporter