Die Suche nach Endlagern für Atommüll regelt ein eigenes Gesetz. Aber wie sollen wir zukünftige Generationen vor dem warnen, was da verborgen liegt? Ob in tausend Jahren Hinweisschilder noch ihren Zweck erfüllen, ist zweifelhaft.

Der Bundestag hat das notwendige Gesetz für die heikle Suche nach einem Atommülllager verabschiedet. Bis 2031 hat die Bundesregierung jetzt Zeit, einen passenden Ort zu finden. Das klingt nach viel Zeit, aber was ist in noch fernerer Zukunft. Vielleicht in hundert, tausend oder zehntausend Jahren? Reporter Stephan Beuting über eines der komplizierten Beschriftungsprobleme überhaupt.

"Stellen Sie sich vor, ein Altsteinzeitmensch hätte uns eine Botschaft zukommen lassen. Wir wären nicht in der Lage, die richtig zu deuten."
Nuklear-Experte Marcos Buser

Mit der Frage, wie wir auf unseren strahlenden Müll richtig hinweisen, befasst sich ein ganzes Forschungsgebiet: die Atomsemiotik. "Also auch mit der Frage, worauf schreiben. USB-Stick und Papierblock taugen nicht", stellt unser Reporter fest. 

"Die momentan ausgefeilteste Lösung scheint zu sein: Strahlenkatze zusammen mit einer heilig-religiösen Vermittlung des Sinns."
DRadio-Wissen-Reporter Stephan Beuting

Ein erläuternder Text zwischen zwei Saphirplatten wäre eine Möglichkeit. Per Mikroskop auslesbar. Saphir ist extrem witterungsbeständig und hält theoretisch fast ewig. Außer, wenn er runterfällt. Aber immer bleibt die Frage: was soll draufstehen?

Die Strahlungskatze leuchtet blau

Damit das Thema lange weitererzählt wird, müssten wir Geschichten entwickeln, die über Generationen Bestand haben. Genau wie Religionen mit ihren Geschichten über Jesus und Mohammed, meint Semiotikprofessor Roland Posner. Vordenker dieser Idee war der Sprachwissenschaftler Thomas Sebeok. Er dachte sogar an eine atomare Priesterschaft.

Genau wie Religionen, begleiten uns Katzen seit Tausenden von Jahren. Das werden sie voraussichtlich auch noch lange tun. Atomsemiotiker haben sich deshalb überlegt, die DNA einer Katze so zu verändert, dass sie bei Kontakt mit Radioaktivität zu leuchten beginnt. Aber das Problem bleibt: was, wenn niemand weiß, warum die Strahlungskatze leuchtet?

Mehr dazu:

Shownotes
Atommüllsemiotik
Strahlungskatzen und Atompriester
vom 23. März 2017
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Reporter: 
Stephan Beuting, DRadio Wissen