Muslime gehören zu den Gruppen in Deutschland, die es am schwersten haben, angenommen zu werden. Vorbehalte und Unwissen sitzen tief. Und das hat Tradition.

Es gibt derzeit drei Gruppen, die die Deutschen vermehrt ablehnen, sagt der Soziologe Johannes Kiess von der Universität Leipzig: Muslime, Asylsuchende, Roma und Sinti. Denn diese Menschen würden unseren Wohlstand und unsere Lebensweise bedrohen, sind bekannte Argumente.

Besonders die Vorbehalte gegen Muslime sind sehr alt und ausgeprägt. Früher schon gab es den "Muselmann", der in einem Kinderlied den bösen Kaffee nach Europa bringt.

"Weniger bildungsorientiert als wir"

Die Anschläge vom 11. September haben die Vorbehalte noch einmal hervor gebracht, sagt Forscher Kiess. Heute denken zum Beispiel 27 Prozent der Deutschen, Muslime seien "aggressiver als sie selbst". 30 Prozent glauben, dass Muslime weniger bildungsorientiert sind.

Auslöser der Pegida-Demos sei die Diskrepanz zwischen dem allgemeinen Wohlstand Deutschlands einerseits und dem zum Teil miesen sozialen Status vieler Menschen andererseits, sagt Kiess - und der Befürchtung, dass man selbst seinen Wohlstand verliert, wenn Menschen aus anderen Ländern nach Deutschland kommen.

Gegen diese Befürchtung gibt es Abhilfe: Miteinander reden. Naika Foroutan vom Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung hat in Studien und Umfragen herausgefunden: Bei Menschen, die Muslime kennen und mit ihnen reden, wächst die konkrete Anerkennung sehr stark.

Dr. Naika Foroutan, Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung
"Die meisten wissen sehr wenig über Muslime."
Shownotes
Islamfeindlichkeit
Alte Vorbehalte
vom 18. Dezember 2014
Gesprächspartner: 
Johannes Kiess
Gesprächspartnerin: 
Dr. Naika Foroutan
Moderatorin: 
Verena von Keitz