Die Perserkatze, der Mops und die französische Bulldogge haben eins gemeinsam: Sie sind so überzüchtet, dass sie manchmal nicht mehr richtig atmen können. Der Tierarzt Martin Kramer hält das für Tierquälerei.

Wer sich für ein Haustier interessiert, hat sich diese Frage hoffentlich schon gestellt: Welches Tier geht eigentlich noch? Kurzköpfigkeit ist ja im Moment sehr in Mode. Perserkatzen leiden darunter, genau wie der Mops oder die englische und französische Bulldogge. Bei Tieren aus Zuchtlinien, in denen das extrem gezüchtet worden ist, sollten wir ganz klar "Nein" sagen, erklärt Martin Kramer. Er ist Fachtierarzt für ­Chirurgie.

"Qualzucht bedeutet, dass Tiere so gezüchtet sind, dass sie ein normales Leben nicht mehr führen können."
Martin Kramer, Fachtierarzt für ­Chirurgie

Was Tierärzte schon länger klar zu machen versuchen: Tiere können krank werden, aber extreme Zuchtvarianten sorgen dafür, dass das Tier von Anfang an krank ist. Martin Kramer und seine Kollegen wollen darauf aufmerksam machen - damit "Tiere die röcheln, nicht mehr gekauft werden."

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Der Mops musste unter das Messer

Seiner eigenen Stieftochter musste Martin Kramer in Sachen Haustier schon tierfachärztlich helfen. Ihre Hundewahl fiel ausgerechnet auf den Mops, der am lautesten röchelte. "Der war extrem überzüchtet: Zu enge Nasenlöcher, ein zu langes Gaumensegel hinten im Rachen, eine Kehlkopflähmung und so weiter."

"So etwas wird sofort geändert, wenn diese Tiere nicht in der Zuchtschau gewinnen"
Martin Kramer, Fachtierarzt für ­Chirurgie

Mit seiner Tochter hat er dann etwas abgemacht: "Wenn dieser Hund lange leben soll, musst du sehr gut auf ihn aufpassen - und ich muss ihn erst mal operieren." Das bedeutete: Nasenlöcher erweitern, Gaumensegel verkürzen, Diät halten und in der Sommerhitze darf dieser Mops nicht raus.

"Es geht nicht darum, diese Rasse zu verteufeln. Es sollte das Ziel sein, einen Mops zu züchten, der diese Probleme nicht mehr hat."
Martin Kramer, Fachtierarzt für ­Chirurgie

Wenn der Sommer beginnt, kommen viele Tier- und Hundebesitzer in Martin Kramers Praxis. Ihre Tiere leiden unter Atemnot oder Übertemperatur. Weil sie nicht richtig Hecheln können, bekommen sie irgendwann einen Kreislaufkollaps.

Öffentlichkeit sensibilisieren

Martin Kramer hilft den Tieren, die akut leiden. Langfristig aber setzt er darauf, dass die öffentliche Meinung sich ändert und mehr Menschen verstehen, dass einige Züchtungen einfach nicht gut für die Tiere sind. Nackthunde oder Nacktkatzen sind so ein Beispiel.

"​Einfach ist eine Rückzüchtung nicht, aber es ich möglich. Wenn die Tierhalter ein solches Tier nicht kaufen, wird der Züchter auch nicht darauf züchten."
Martin Kramer, Fachtierarzt für ­Chirurgie
Shownotes
Qualzucht
Röchelnde Tiere sind tabu
vom 19. März 2017
Moderatorin: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartner: 
Martin Kramer, Fachtierarzt für ­Chirurgie, Klein- und Heimtiere