eCG ist ein Hormon, das im Blutserum trächtiger Stuten vorkommt. Es wird in der Schweinezucht verwendet. Für die Stuten manchmal eine qualvolle Prozedur. Und aktuell läuft eine Petition, mit der die Verwendung von Pferdeblut für die Massentierhaltung gestoppt werden soll.

Im Labor werden heute eine ganze Menge Dinge hergestellt, die früher natürlichen Ursprungs waren: vom Erdbeeraroma bis zum Aspirin-Wirkstoff. Aber es gibt auch Stoffe, bei denen viele denken, dass sie längst aus dem Labor kommen, dabei stammen sie bis heute mehr oder weniger direkt von Tieren.

Das Hormon eCG

Das Hormon eCG beispielsweise, das vor allem in der Schweinezucht eingesetzt wird. Es kommt nicht aus dem Reagenzglas, sondern wird bis heute mehrheitlich aus dem Blut trächtiger Pferde gewonnen. Unter zum Teil brutalen Methoden zapfen Züchter den Tieren Blut ab. Und das, obwohl auch eine synthetische Herstellung möglich ist. Bisher ist allerdings nur ein einziges Präparat dieser Art in Deutschland zugelassen und die synthetische Lösung ist auch teuer. Nach Aussage von Christine Aurich, Professorin für Reproduktionsmedizin an der Veterinärmedizinischen Uni in Wien, liegen die Kosten bei etwa fünf Euro pro Sau. Das macht weniger als 20 Cent pro Ferkel. Laut dem deutschen Tierärzteverband funktionieren die synthetischen Mittel außerdem nicht so gut wie das "Original aus Pferdeblut". Christine Aurich hat allerdings eine eigene Erklärung für die blutige Praxis:

"Landwirte davon zu überzeugen, Dinge zu tun, die für das Tierwohl gut sind, ist manchmal ein bisschen schwierig. Weil sie natürlich als Produzenten auftreten."

Eine aktuelle Petition sammelt Stimmen gegen synthetische Präparate

Gerade fordert eine Petition die EU-Gremien dazu auf, den Import solcher synthetischer Präparate zu verbieten. EU-Kommission, Parlament und Rat werden aufgefordert, Importe von Gütern zu verbieten, die unter grausamen, tierquälerischen Methoden hergestellt wurden - im Speziellen eCG-Präparate. Die Petition hat schon mehr als 1,5 Millionen Unterschriften.

Was genau bei der Gewinnung von Pferdeblut passiert

In den ersten Monaten der Tragzeit wird trächtigen Stuten eine Kanüle in die Halsvene gesteckt, mit der den Tieren mehrere Liter Blut abgezapft werden. Berichten zufolge bis zu zehn Liter in der Woche. Manche Stuten sollen nach der Prozedur zusammengebrochen sein. Filmaufnahmen, die Tierschützer im vorletzen Jahr in Pferdefarmen in Argentinien und Uruguay gemacht haben, zeigen, dass Stuten reihenweise geprügelt und getreten wurden. Die Regierungen beider Länder haben die beschriebenen Zustände bestätigt.

Die Fohlen der trächtigen Stuten überleben diese brutale Vorgehensweise oft nicht. Und wenn doch, werden sie abgetrieben - damit die Stuten schnell wieder trächtig werden. Der Grund: Stuten produzieren nur am Anfang der Tragezeit große Mengen des eCG-Hormons.

Die Menge des Blutes ist das Problem

Christine Aurich ist der Ansicht, dass zehn Liter Blut definitiv zu viel sind. Fünf Liter seien dagegen kein Problem, da eine Stute über 50 Liter Blut verfügt. Werden kleinere Mengen Blut abgenommen, könne die Stute diese Menge schnell wieder nachproduzieren. Allerdings müssten die Stuten gut beaufsichtigt und der Tierschutz eingehalten werden, sagt die Tiermedizinerin.

Wofür das Hormon in der Schweinezucht gebraucht wird

Vor allem in großen Betrieben geben Tierzüchter das Hormon den Sauen, damit sie größere Würfe bekommen und alle gleichzeitig trächtig gemacht werden können. Denn ein großer Schwung Ferkel macht für einen Betrieb vieles einfacher. Tierzüchter sagen, sie bräuchten dann weniger Antibiotika.

Verbraucher in der Verantwortung

Letzten Endes sind die Verbraucher gefordert: Wenn wir uns nicht dafür interessieren, wo das Schnitzel herkommt und einfordern, dass Tierschutz groß geschrieben wird, passiert auch nichts.

Shownotes
Schweinemast
Pferdeblut von trächtigen Stuten
vom 16. Januar 2017
Moderation: 
Paulus Müller
Gesprächspartnerin: 
Sophie Stigler
Gesprächspartnerin: 
Christine Aurich, Professorin für Reproduktionsmedizin an der Veterinärmedizinischen Uni in Wien